Ludwig Csepai: Leserbrief an den “Standard” betr. Rudolf Walther

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Anmerkung der Redaktion: Der folgende ungekürzte Beitrag wurde uns vom Autor für die deutschsprachige Ausgabe des Faculty Forums freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Im “Standard” wurde eine gekürzte Fassung veröffentlicht.

Hier gehen doch recht seltsame Dinge vor sich, in der deutschsprachigen Medienwelt.

Halten wir fest:

1. Es gab eine Holocaustleugnerkonferenz in Teheran am 11. und 12. 12.2006. “Das Ergebnis der Teheraner Holocaust-Konferenz stand schon fest. “Die Vorstellung, die Nazis hätten sechs Millionen Juden in Gaskammern getötet und verbrannt, ist eine Erfindung der von den Zionisten aufgehetzten Siegermächte,” so hatte es der iranische Vize-Außenminister Mohammadi bei einer Audienz in Ahmadinedschads Amtsitz heute Nachmittag resümmiert. Anschließend ließ sich der iranische Präsident von den Teilnehmern der Teheraner Holocaust-Konferenz als Champion der Redefreiheit huldigen. “Dr Ahmadinedschad, Sie haben uns vom Dogma des Holocaust befreit,” rief der australische Gaskammern-Leugner Fredrick Töben. “Damit machen Sie Geschichte. Die Politiker überall in der Welt zittern vor Ihnen.” Donnernder Applaus.”

am 25.04.2009 aus dem Internet: www.stern.de/politik/ausland/:Holocaust-Konferenz-Alles,-Nazis/578438.html

2. Unter dem Titel

“Agitator des letzten Kampfes

Umstrittene Aussage Ahmadinedschads”

26.03.2008, 17:17

veröffentlichte Marielle Ourghi in der Süddeutschen Zeitung eine Antwort auf Katajan Amirpur und rückte einige Aussagen in den richtigen Kontext. “Dankenswerterweise lieferte Amirpur gleich den persischen Originalsatz mit, der da lautet: “In rezhim-e eshghalgar bayad az safhe-ye ruzgar mahv shavad.” Der Hauptfehler liege in der Übersetzung des Verbs “mahv shodan”. In der Tat handelt es sich um ein intransitives Verb, und zwar als Pendant zum transitiven “mahv kardan”, was soviel wie “ausrotten, vernichten, tilgen” bedeutet. Doch kann “mahv shodan” auch als Passiv verstanden werden. Konsultiert man ein Wörterbuch Persisch-Deutsch, findet sich als erste Übersetzung von “mahv shodan” “vernichtet werden”…. Es ist also wohl eher Haarspalterei, auf gewisse Übersetzungsungenauigkeiten zu verweisen. An Sinn und Zielsetzung des Satzes ändert es wenig. Dies zum einen.”

am 25.04.2009 aus dem Internet: http://www.sueddeutsche.de/kultur/450/437195/text/

3. Bekanntlich sagt der iranische Präsident nie Israel, sondern zionistisches Besatzungsregime und ähnliches. Das bedeutet selbstverständlich, dass es ihm nicht um Westjordanland und den Gaza-Streifen geht, sondern um Israel. Warum das von dem Autor herunterreduziert und verharmlost wird, hätte die Standard-Redaktion zurückfragen können, bevor sie einen so erschreckenden Text veröffentlicht.

4. Diese APA/AP-Meldung brachte der Standard selbst am 21. April 2009, 17:38: “Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat den Holocaust auf der UN-Konferenz gegen Rassismus nicht geleugnet. Ahmadinejad sprach nicht, wie im Redemanuskript vorgesehen, vom “zweideutigen und zweifelhaften” Holocaust, wie die Vereinten Nationen am Dienstag mitteilten. Die UN und die iranische Mission in Genf wollten sich nicht zu den Gründen für die Auslassung der umstrittenen Passage äußern.

am 25.04.2009 aus dem Internet: http://derstandard.at/?url=/?id=1240297857319

5. Warum unterschlägt der Autor diese Textpassagen der Rede des iranischen Ministerpräsidenten:…In Wahrheit haben sie unter dem Vorwand des Ausgleiches rassistischen Unheils in Europa an einem anderen Ort, nämlich in Palästina, die brutalsten Rassisten an die Macht gebracht. Der internationale Zionismus ist Symbol eines reinen Rassismus und hat unter Verfälschung der Religion versucht, die religiösen Gefühle einer Reihe von unwissenden Menschen auszunutzen, um dahinter sein hässliches Gesicht zu verbergen…. Der UN-Sicherheitsrat hat diese usurpatorische Regierung gebilligt und sie 60 Jahre lang verteidigt. Sie haben den Besatzern freie Hand für jede Art von Verbrechen gelassen..Noch schlimmer ist, dass einige westliche Regierungen und die USA sich verpflichtet fühlen, die Generationsausrottung betreibenden Rassisten zu verteidigen und diese Verbrecher zu unterstützen,……Ernsthaft müssen die Ziele einiger großer Mächte und Besitzer von umfassenden Interessen auf der Welt im Auge behalten werden, die unter Ausnutzung von Wirtschaftsmacht und politischem Einfluss und dem umfassenden Instrumentarium der Medien feindselig versuchen, durch allseitige Unterstützung der Verbrechen des zionistischen Regimes die Hässlichkeit dessen Existenz zu mindern….sondern es muss versucht werden, dem Missbrauch der internationalen politischen Instrumentarien durch die Zionisten und ihre Unterstützer eine Ende zu bereiten…Leider ist eine Sprechweise zu beobachten, aus der die Unterstützung für die Zionisten im Sinne einer klaren Mitbeteiligung an deren Verbrechen herausklingt, und dies lässt die Verantwortung der geehrten Vertreter der Völker hinsichtlich einer Enthüllung dieser menschenfeindlichen Bewegung und der Reform der Beziehungen und der Verhaltensweisen anwachsen. Man sollte wissen, dass, wenn das große internationale Potential dieser Konferenz von der Behandlung der wichtigsten Beispiele des Rassismus ferngehalten wird, den hässlichsten und eindeutigsten Formen dieses Phänomens zur Fortdauer verholfen wurde.

Das Ziel ist klar formuliert:

Um die Existenz Israels symbolisch zu destabilisieren, wird der Holocaust als legitimierendes Moment dafür einerseits in Zweifel gezogen, relativiert und verharmlost, und andererseits anstelle dessen Israel als die Verkörperung des reinen Rassismus hingestellt. Israel wird als ganzes als usurpatorische Regierung seit sechzig Jahren bezeichnet, wer das auslässt, in seinem Text, hat ein eindeutiges Anliegen.

Es ist beschämend, festzustellen, dass so ein skandalöser Text wie der des Herrn Walther ausgerechnet im Standard veröffentlicht wird.

Ludwig Csepai: Leserbrief an den “Standard” betr. Rudolf Walther

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