http://derstandard.at/?url=/?id=3306772
Wien – Nein, sie sieht keine Chance, dass Israelis und Palästinenser 2008 ein Friedensabkommen schließen werden, sagt Sara Roy. Denn in der von US-Präsident George W. Bush in Annapolis gestarteten Nahost-Friedensinitiative sei es niemals darum gegangen, Frieden zu schaffen, ist die Professorin vom Zentrum für Nahoststudien in Harvard überzeugt.
Teilung der Palästinenser
„Das Ziel war, die Palästinenser in gute und böse aufzuteilen.“ Auf der einen Seite, die nicht anerkannte Hamas-Regierung im Gazastreifen, auf der anderen Seite der moderate Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Die Friedensinitiative wolle den Status quo, also die israelische Siedlungspolitik, aufrechterhalten, sagt Roy. „Dafür war aber ein Forum notwendig, um Abbas politisch am Leben zu erhalten. Roy hielt am Donnerstagabend den Eröffnungsvortrag einer Nahostkonferenz des Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation. Gudrun Harrer, leitende Standard-Redakteurin, moderierte. Roy warnte vor einer weiteren Eskalation: „Die Palästinenser haben genug. Sie glauben nicht mehr an Versprechungen, werden keine Übergangslösungen mehr akzeptieren. Es muss jetzt etwas geschehen.“ Als ersten Schritt müsste Israel mit der Hamas einen Waffenstillstand schließen und ernsthafte Verhandlungen mit allen Parteien beginnen. „Die Anerkennung Israels durch die Hamas darf dabei keine Vorbedingung sein. Denn das wird die Hamas nicht akzeptieren.“ (szi, DER STANDARD, Printausgabe, 18.4.2008)