Stefanie Galla: Der Jude unter den Staaten oder: Mit zweierlei Maß

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Der Süden Israels ist seit Jahren unter Raketenbeschuss. Die Menschen dort müssen damit rechnen, dass sie selbst, nahe Angehörige, ihre Kinder oder ihre Freunde durch eine Rakete getötet oder auch nur verletzt werden; dass ihre Wohnungen mit all ihrem Hab und Gut zerstört werden. Die Welt fordert, dass sich Israel nicht zur Wehr setzt und still hofft, dass möglichst wenig Menschen durch die Raketen verletzt oder getötet werden. Von keinem anderen Staat würde man dies verlangen. Jedem anderen Staat wird zugebilligt, sich selbst verteidigen zu dürfen und von der Institution Staat wird verlangt, dass er für den Schutz seiner Bürger sorgt. Beim Staat Israel ist alles anders.

Schon in der Nacht der Gründung wurde Israel von seinen Nachbarn angegriffen. Seit nunmehr 60 Jahren ist Israel der Situation ausgesetzt, dass es wieder von der Landkarte verschwinden soll. Die Raketen aus dem Gaza-Streifen werden nicht Israels Existenz gefährden. Aber dass dem nicht so ist, kann nicht als Begründung dafür dienen, dass sich Israel dem Raketenbeschuss und damit der permanenten Gefahr für Leib und Leben seiner Bürger aussetzen muss. Dies wird aber von Israel verlangt. Von keinem anderen Staat und von keinem anderen Volk würde gefordert werden, dass nicht versucht wird, seine Bürger zu schützen.

Die Begründungen, warum Israel still halten soll, sind zahlreich und kommen häufig auch sehr intellektuell daher. Aber eines ist allen diesen Begründungen gemein. Rechte die jedem Staat zugebilligt werden, sogar Terrorgruppen wie der Hamas, spricht man Israel ab. Für die radikale Hamas wird Verständnis gezeigt, wehrt sie sich doch mit den Raketen nur gegen eine Besatzung. Und hier sind wir beim Kern der Sache: Israel kann in den Augen derer, die so argumentieren, nie etwas richtig machen, denn allein durch seine Existenz ist es ein zu bekämpfender Besatzer. Das bedeutet, solange Israel existiert, sei es auch schuld an dem, was ihm geschieht und habe damit kein Recht, sich zu verteidigen.

Dann gibt es jene, die betonen, Israel habe ein Existenzrecht, reagiere aber unverhältnismäßig mit der Aktion „gegossenes Blei“. Hier frage ich mich dann, ob Israel überhaupt eine Chance in deren Augen hat, verhältnismäßig zu reagieren. Ich denke bei vielen ja. Dazu bedarf es aber einer Medienlandschaft, welche sich die Mühe macht, die Fakten dem Konsumenten zu liefern. Wenn ich die Berichte der letzten Tage Revue passieren lassen, dann wundert es mich nicht, dass breite Teile der deutschen Bevölkerung der Auffassung sind, Israel schlage ohne Rücksicht auf Verluste zurück. Die Hamas hat selbst eingeräumt, dass keine 15 % der Getöteten Zivilisten waren. Aber in unserer Medienlandschaft wird der Eindruck verbreitet, die Zivilbevölkerung sei im Visier des Israelischen Militärs.

Wenn man Quellen außerhalb der Mainstream-Medien verfolgt, dann wird schnell klar: Israel versucht punktgenau Einrichtungen der Hamas zu treffen. Israel ruft vorher bei den Bewohnern von Häusern an, die unter Beschuss genommen werden sollen, um diese vor Raketen zu warnen und ihnen die Flucht zu ermöglichen. Danach wird eine Warnrakete abgeschossen und dann erst beginnt das eigentliche Bombardement – dies unabhängig davon, ob Terroristen der Hamas oder Zivilisten betroffen sind. Kennt man dieses Vorgehen, dann relativiert sich der Vorwurf der Unverhältnismäßigkeit schnell. Welches Land hat jemals seine Feinde gewarnt, dass sie in konkreter Gefahr sind? Die Hamas tut dies nicht und es ist ihr auch egal, ob sie Zivilisten oder Soldaten trifft.

Es gibt unzählige dieser Beispiele, welche eindeutig belegen: Israel bemüht sich, das Leben von Zivilisten zu schonen. Darüber zu berichten wird in den Medien vernachlässigt. Die Berichterstattung erscheint einseitig und trägt dazu bei, dass eine Stimmung vorherrscht, die gegen Israel ist. Genannt sei hier auch das Weglassen der Information in den Berichten über die humanitäre Katastrophe in Gaza, dass die Lebensmittellager ausreichend gefüllt seien für die nächsten beiden Wochen und Israel keine Lebensmittel mehr in den Gazastreifen lassen müsse. Ferner erstaunt es, dass z.B. die Stimme der Regierung Ägyptens, welche explizit Israel den Rücken für die Intervention stärkt, kaum Erwähnung findet.

Bei einer solch einseitigen Berichterstattung darf es nicht wundern, wenn die Bevölkerung aufgrund mangelnder Informationen Stellung gegen Israel bezieht. Jeder Mensch mit einem Herzen hat Tränen in den Augen, wenn er eine Kinderleiche über den Bildschirm flackern sieht. Der Anblick von um ihre Angehörigen trauernden Menschen betrübt jeden, der Mitgefühl hat. Mein Mitgefühl gilt den Menschen im Gazastreifen, die im Frieden leben wollen. Aber auch den Israelis, die ebenfalls ein Recht darauf haben, leben zu dürfen ohne die ständige Angst, dass ihre Kinder und Angehörigen von Raketen getroffen werden könnten.


Stefanie Galla ist Mitglied des Vorstandes von SPME Germany

Stefanie Galla: Der Jude unter den Staaten oder: Mit zweierlei Maß

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