Antisemitismus – eine weltweite Herausforderung

Hat sich das Thema „Antisemitismus" nicht längst erledigt?…
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Immerhin frohlockt Werner Bergmann, Professor am Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung:

„Im historischen Vergleich mit der Zeit vor 1945, aber auch mit den letzten 60 Jahren in Deutschland oder den meisten anderen europäischen Ländern war Antisemitismus gesamtgesellschaftlich wohl selten so sehr an den Rand gedrängt wie heute.”

Bergmanns Ex-Chef, der renommierte Antisemitismusforscher Wolfgang Benz, äußert gar Zweifel daran, ob die Morde an drei jüdischen Kindern und einem Rabbiner im französischen Toulouse „wirklich ein antisemitisches Motiv hatten, oder die Opfer von einem Terroristen zufällig ausgewählt worden sind.”

Dann können wir uns ja in Sachen Antisemitismus beruhigt zurücklehnen. Lassen wir den Publizisten Henryk M. Broder zu Wort kommen:

„Vergleicht man die heutigen Verhältnisse mit denen vor 1945, so muss man zugeben, dass sich die Lage der Juden wesentlich verbessert hat. Sie müssen keinen Gelben Stern tragen, dürfen auf allen Parkbänken sitzen und Haustiere haben, können sich einen Sitzplatz in der Bahn nach Belieben aussuchen und werden nur dann zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen, wenn sie es möchten.”

Im Ernst und jetzt ohne Sarkasmus: Niemand wird bestreiten, dass die Lage der Juden heute besser ist als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Tatsache, dass es seit über 60 Jahren einen militärisch starken Staat Israel gibtmit heute 7,5 Mio Einwohnern und einer Vitalität und Dynamik, die sich von seiner regionalen Isolation nicht einschüchtern lässt. Israel ist Mitglied der UNO und seit 2010 auch der OECD. Das Land ist seit einigen Jahren regionale Wirtschaftsmacht und in Bezug auf die Hightech-Branche technologische Weltmacht. Ungeachtet sozioökonomischer Verwerfungen, denen auch viele Israelis ausgesetzt sind: Mit einer Arbeitslosenrate von fünf Prozent und einem Wirtschaftswachstum von 4,8 Prozent kommt Israel mit der Weltfinanzkrise besser klar als die meisten anderen Staaten, etwa in Europa.

Auch aus anderen Regionen gibt es Gutes zu berichten: Die Erfolgs- und Integrationsgeschichte der amerikanischen Juden ist bekannt. Aber auch die osteuropäischen Juden genießen und nutzen seit über 20 Jahren alle Freiheiten, ggf. auch der Ausreise, die erst der Sturz der kommunistichen Regime möglich machen sollte.

Und wie ist die Lage der Juden bei uns? Opas Judenfeindschaft ist out – mal abgesehen von einigen Ausreißern in ländlichen Regionen z. B. Ostdeutschlands oder im Raum Dortmund, Aachen usw. Das Versagen staatlicher Stellen, nach dem blutigen Wüten der Jenaer Mörder, hat viele von uns peinlich berührt. Aber Neonazis werden unsere Gesellschaft nicht aus den Angeln heben. Die radikale Rechte ist marginalisiert. – Alles halb so wild?  Zum Artikel

Antisemitismus – eine weltweite Herausforderung

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