Open-Air-Film-Retrospektive im Besucherzentrum Mauthausen: „Was hätten wir getan?” Der Alltag der Verfolgten vor dem KZ

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Zeit: 18. – 21. August 2010, Besucherzentrum Mauthausen
Beginn: jeweils um 20:00
Ort: vor der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Erinnerungsstraße 1. A-4310 Mauthausen, bei Schlechtwetter werden die Filme im angrenzenden Besucherzentrum gezeigt.

Die bereits seit Jahren im August stattfindende Filmreihe vor dem ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen fragt in diesem Jahr nach dem Verhalten der Nicht-Verfolgten. Wie agierten Nachbarn, Freunde, Bekannte, Fremde, wenn sie Ausgrenzung und Isolation, die Arisierungen, die Deportationen wahrnahmen? Warum war der Alltagsrassismus so wirksam? Warum führte er zum Versagen, zur passiven Mittäterschaft von Millionen, die zusahen, die wegsahen, wenn die jüdischen Nachbarn oder andere Verfolgte „verschwanden“?

Die Filme EHE IM SCHATTEN und ROMEO, JULIA UND DIE FINSTERNIS fragen auch danach, was solidarische Hilfe bedeuten konnte, ob die politischen Anschauungen und Haltungen eine Rolle spielten, welche oft verzweifelten Alternativen möglich waren, wie ein Verstecken der Verfolgten auch für die Helfer eine Todesgefahr bedeuten konnte.
Die Filmretrospektive 2010 will zum Nachdenken, zur Diskussion anregen, wie wir heute mit dem gewöhnlichen Rassismus, mit gesellschaftlichen und individuellen Vorurteilen umgehen und nach der Verantwortung eines jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft fragen.

Die Filme WELCOME IN VIENNA und ABRAHAMS GOLD behandeln die Rückkehr von 1938 Vertriebenen, das Überleben des Antisemitismus im Alltag und die moralische Verantwortung der Nachkriegsgenerationen.

Die Filme werden jeweils sowie auch schon in den Vorjahren mit einem kurzen Vortrag eingeleitet. Darüber hinaus wird es im Anschluss an den jeweilig gezeigten Film die Möglichkeit für Fragen und zur Diskussion geben.

Die Filmreihe wird kuratiert von Univ.- Prof. Dr. Frank Stern Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und von Mag. Stephan Matyus vom Bundesministerium für Inneres.

Mittwoch, 18.8.2010
EHE IM SCHATTEN
(DDR 1947, Regie: Kurt Maetzig, 104 Min.)

Der Film basiert auf der Geschichte des Schauspieler-Paares Gottschalk, das sich nach 1933 mit Antisemitismus, Diskriminierung durch die Umwelt, Verrat und einer immer auswegloser werdenden Situation konfrontiert sieht. Es geht um den gewöhnlichen Rassismus im Alltag. Ein einzigartiges Werk, das auf fast dokumentarische Weise, u.a. durch Szenen der Zwangsarbeit jüdischer Frauen, zeigt, wie unmittelbar nach 1945 Rassismus, Antisemitismus und das Versagen der nichtjüdischen Bevölkerung unter dem NS-Regime verfilmt wurden. Die besondere Note bekommt der Film dadurch, dass Überlebende der Konzentrationslager und des jüdischen Untergrunds mitwirkten.

Donnerstag, 19.8.2010
ROMEO, JULIA A TMA / ROMEO, JULIA UND DIE FINSTERNIS
(CSSR 1959, Regie: Jiri Weiss, 92 Min.)

Prag unter deutscher Besatzung. Ein jüdisches Mädchen wird versteckt. Was bedeutet dies für die Bewohner des Hauses, bestimmt Denunziation ihren Tod oder Solidarität und Menschlichkeit ihr Überleben? Vor allem aber fragt der Film danach, ob unter den Bedingungen des NS-Terrors Liebe möglich ist. Ein behutsamer Film, der die Erfahrungen verarbeitet, die viele junge Jüdinnen und Juden machen mussten, als sie auf Hilfe von Freunden, Nachbarn, Mitmenschen hofften.

Freitag, 20.8.2010
WOHIN UND ZURÜCK – WELCOME IN VIENNA
(Österreich 1986, Regie: Axel Corti, 127 Min.)

1938 ins Exil getrieben, kehrt ein junger Wiener als amerikanischer Soldat zurück. Was findet er in der Stadt, in der er aufgewachsen ist, die ihn verstoßen hat und die ihn noch immer nicht so recht aufnehmen will? Welche Rolle spielten Antisemitismus und die Opferpose vieler ÖsterrreicherInnen im Hinblick auf eine demokratische Entwicklung. Sind die 1938 Vertriebenen willkommen? Der Film ist eines der wenigen Werke, die sich mit der Besatzungszeit, den Mentalitäten der Nachkriegszeit und den Problemen der Rückkehrer befassten.

Samstag, 21.8.2010
ABRAHAMS GOLD
(Deutschland 1989, Regie: Jörg Graser, 95 Min.)

Ein angesehener Gastwirt in einem niederbayrischen Dorf will nach Jahrzehnten das von ihm vergrabene Gold bergen. Er war KZ-Wächter in Auschwitz, hat ein ehrbares Leben geführt, seine rebellische Tochter aus dem Haus geworfen und versucht, die bei ihm lebende Enkelin in seinem Sinne zu erziehen. Drei Generationen, NS-Täter, 1968er und die jungen Nachgeborenen werden in diesem etwas anderen Heimatfilm eingefangen. Es ist eine Geschichte über die Vergangenheit in der Gegenwart.

Gratis Busshuttle von Wien/Linz nach Mauthausen und retour. Eintritt frei.

Info & Anmeldung für den Busshuttle: Tel.: 01/53126/3852, BMI-IV-7@bmi.gv.at oder www.mauthausen-memorial.at

Veranstalter: Bundesministerium für Inneres in Kooperation mit dem Schwerpunkt für Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte am Institut für Zeitgeschichte, Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien.

Open-Air-Film-Retrospektive im Besucherzentrum Mauthausen: „Was hätten wir getan?” Der Alltag der Verfolgten vor dem KZ

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