Thomas von der Osten Sacken: Deutsche Akademiker machen mobil: Rettet Ahmed-Nijad

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http://www.wadinet.de/news/iraq/newsarticle.php?id=2904

In seinem kürzlich auch in deutscher Übersetzung erschienenen Buch „Krieg der Welt“ bemerkt der Historiker Nial Fergusson, dass Akademiker und ganz besonders Professoren die opportunistischste und korrupteste Berufsgruppe des Dritten Reiches stellten. Ohne ihre intellektuellen Mittäterschaft, sei es im Bereich der so genannten Rassentheorie, der Rechts- oder Sozialwissenschaft, hätten die Nazis kaum über jene Legitimation verfügt, die sie vor allem in den ersten Jahren nach der Machtübergabe dringend benötigten.

Kurzum auf sie war Verlass. Dass innerhalb der akademischen Welt die Mitläufer und Apologeten so zahlreich waren, ja Wissen und Bildung vor den schlimmsten Schandtaten nicht schützen, im Gegenteil totalitäre Regimes auf Intellektuelle eine magische Anziehungskraft haben (welcher „große Führer“ des 20 Jahrhunderts ist nicht von europäischen Denkern und Dichtern besungen worden?), hat diese Berufsgruppe keineswegs zum Eingedenken bewegt. Im Gegenteil, ein Professorentitel scheint zumindest in Deutschland noch immer so eine Art Freifahrtschein für schwachsinnige und menschenverachtende, vor allem aber antiwestliche und antisemitische politische Interventionen zu sein.

Besonders beliebt in diesem Milieu ist der offene Brief oder die Petition. Unter welchem hahnebüchenden Zeugs finden sie sich nicht, die Unterschriften der Prof. Dr. Dr.?

Ja fast scheint es so, dass, je mehr akademische Titel irgendwo in einer Petition auftauchen, je sicherer kann man dieser Tage sein, irgend einem Tyrannen oder einer Antisemitentruppe könnte es an den Kragen gehen.

Der liebe Frieden, der keiner ist, weil mit den Saddams und Ahemd Nijads Frieden nicht zu haben ist, und die Wahl nur zwischen Freiheit und Friedhofsruhe besteht, wird dabei als Lieblingsargument für die offene Kollaboration ins Feld geführt. Schon der vermeintlichen Irak-Solidarität, die eine mit dem inzwischen verblichenen schnauzbärtigen irakischen Führer war, fanden sich überdurchschnittlich viele, die ihren akademischen Titel stolz mit nach Bagdad nahmen, um dort ihr Mitgefühl mit dem unter dem US-Imperialismus darbendem Volk zu demonstrieren.

Nun könnten, was zu hoffen wäre, die USA und ein paar andere Länder sich entscheiden, nicht weiter untätig zuzusehen, wie sich der Iran nuklear bewaffnet. Aus dem Hause Solana kam ja erst kürzlich eine Stellungnahme, in der die EU ihr außenpolitisches Scheitern auf ganzer Linie zugab. Es geht wohlgemerkt um ein Regime, dass einen zweiten Holocaust in Aussicht gestellt hat und sich um Diplomatie und Verhandlungen einen Dreck kümmert. Es geht auch um ein Regime, dass von der deutschen Wirtschaft, ausgestattet mit Hermesbürgschaften, hofiert wird, wie kein anderes im Nahen Osten.

Kaum drohen nun die USA, ernst zu machen, stehen die deutschen Professoren Schlange, um in einem offenen Brief an ihre Bundeskanzlerin vor künftigen Katastrophen zu warnen:

In der politischen Führung der Vereinigten Staaten scheinen sich diejenigen durchgesetzt zu haben, die entschlossen sind, das Regime der Islamischen Republik zu beseitigen und Iran durch Vernichtung nicht nur der atomaren Anlagen, sondern sämtlicher militärischer und relevanter ökonomischer Kapazitäten zu einer unbedeutenden Macht in der Region zurück zu bomben.

Abgesehen davon, dass sie schon vor dem Irakkrieg sich Millionen von Toten herbeihalluzinierten und eine völlige Zerstörung der zivilen Infrastruktur prophezeiten, als sei Bagdad Dresden; was wäre so schlimm daran, wenn der Iran eine „unbedeutende Macht“ werden würde, deren Regierung sich um das Wohl ihrer Bevölkerung kümmerte, so wie es etwa der Fall ist mit den unbedeutenden Mächten Norwegen und Kanada?

Stattdessen fordern sie ein klares Nein, bedingungslos, zu einer militärischen Entwaffnung des Mullahregimes oder gar eines Regime Changes und treten stattdessen für Verhandlungen ein, ganz so als hätten Verhandlungen oder besser: Dialoge, irgendetwas gebracht außer dem Iran Zeitgewinn:

Sehr verehrte Frau Merkel, wegen Gefahr im Verzug bitten wir Sie zu handeln. Verhindern Sie diesen Krieg und dass Deutschland und die Europäische Union für ein Desaster unvorstellbaren Ausmaßes mit verantwortlich gemacht werden wird.

– Erteilen Sie im Namen Deutschlands dem Einsatz von militärischer Gewalt gegen den Iran eine unmissverständliche Absage.

– Fordern Sie die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf, sich in gleicher Weise zu äußern.

– Treten Sie für neue Verhandlungen mit der iranischen Führung ohne Vorbedingungen ein und berücksichtigen Sie dabei die rechtliche Grundlage des Atomwaffensperrvertrages.

Richtig: die Vernichtung Israels, der angekündigte zweite Holocaust, wäre für deutsche Akademiker keineswegs ein Desaster unvorstellbaren Ausmaßes, sondern ein Bombardement iranischer Atomanlagen.

Während in anderen Ländern Akademiker forschen, entblöden sich ihre deutschen Kollegen nicht, offen für einen der übelsten zeitgenössischen Antisemiten in die Bresche zu springen.

Leider so scheint es, hat sich zwischen der Zeit, die Ferguson beschreibt und der Gegenwart, wenig im akademischen Milieu geändert.

Aber, um mir den Vorwurf zu ersparen, keine besseren Ideen anzubieten zu haben, hier ein Vorschlag, wie ein „offener Brief“ an die Kanzlerin hätte aussehen können und sollen:

„Sehr verehrte Frau Merkel,

wir, die Unterzeichnenden, verfolgen mit großer Sorge die Eskalation mit dem Iran. Gerade als Professoren und Akademiker, deren Berufsstand im 20. Jahrhundert so oft kläglich versagt, ja offen mit dem Nationalsozialismus kollaboriert hat, können wir nicht mehr schweigen.

Nachsicht und Zugeständnisse gegenüber vernichtungswütigen und kriegslüsternen Diktatoren hat im vergangenen Jahrhundert Abermillionen Menschen das Leben gekostet und fast zur vollkommenen Vernichtung des europäischen Judentums geführt. Der iranische Präsident und das ihn stützende Mullah-Establishment versuchen mit allen Mitteln Atombomben herzustellen und drohen den Staat Israel in einem „zweiten Holocaust“ auszulöschen. Äußerungen hochrangiger iranischer Politiker lassen keinen Zweifel, dass ihnen dabei das Leben der iranischen Bevölkerung gleichgültig ist.

Schon im Iran – Irak Krieg hat das Mullah-Regime Hunderttausende iranischer Jugendlicher im wahrsten Sinne des Wortes in irakischen Minenfeldern verheizt. Der iranischen Regierung ist das Wohl und Wehe ihrer eigenen Bevölkerung gleichgültig, für ihr erklärtes Ziel, die Welt von den Juden zu „befreien“, dürfte sie bereit sein, bewusst einen israelischen Zweitschlag hinzunehmen, der Millionen Iranern das Leben kosten würde.

Alle diplomatischen Versuche, den Iran vom Bau einer Atombombe abzubringen müssen als gescheitert angesehen werden. Nun droht Krieg. Dies gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Krieg und damit Tod und Zerstörung sollen und können immer nur letztes Mittel von Politik sein.

Noch gibt es, wenn auch Deutschland und die EU, endlich eine konsequente Haltung gegenüber dem Iran einnehmen, Hoffnung; diesen Konflikt mit friedlichen Mitteln zu lösen.

Dies erfordert eine extreme Härte gegenüber den Mullahs, ein konsequentes Sanktionsregime und die gezielte und großzügige finanzielle und ideelle Unterstützung der iranischen Opposition, von Studentengruppen, unabhängigen Berufsvertretungen und Frauenorganisationen. Zugleich sind alle Kontakte mit Vertreter des Regimes einzustellen, iranische Auslandsguthaben einzufrieren und iranische Agenten, die im Libanon, im Irak und Afghanistan terroristische Organisationen aufbauen und fördern zu bekämpfen.

Deutsche und europäische Firmen müssen gezwungen werden ihre Wirtschaftskontakte mit dem Iran einzustellen. Ab sofort darf Ihre Regierung keine Hermeskredite mehr für Exporte in den Iran vergeben.

Wenn der Westen jetzt, angesichts dieser akuten Bedrohung, zusammensteht und sich klar solidarisch mit dem jüdischen Staat erklärt, kann ein Krieg noch abgewendet werden.

Frau Bundeskanzlerin, wir alle wissen, was Krieg bedeutet. Wir wissen aber auch, dass es schlimmeres gibt, als einen Präventionskrieg. Hätten Frankreich und England 1938 militärisch interveniert und den Nationalsozialismus zerschlagen, hätte der II Weltkrieg und der Holocaust aller Wahrscheinlichkeit nach verhindert werden können.

Gerade wir als Akademiker wissen um diese geschichtlichen Tatsachen und fordern von Ihnen ein klares Bekenntnis und von Ihrer Regierung und Ihnen als Vorsitzende der EU-Ratspräsidentschaft eindeutige politische Schritte und Signale. Dies beinhaltet leider auch im schlimmsten Falle, falls alle anderen Mittel versagen, die Bereitschaft mit militärischen Mitteln and der Seite der USA gegen den Iran vorzugehen “

In diesem Falle wäre das Ende dieser unseligen Petition auch keine bigotte Lüge:

„In der Hoffnung, dass der Frieden durch Anstrengungen von vielen Seiten gesichert werden kann, verbleiben wir hochachtungsvoll

– Hans-Christof Graf von Sponeck (ehem. UN-Beauftragter im Irak für das Projekt Öl gegen Nahrungsmittel)
– Prof. Dr. h.c. Karlheinz Koppe (Friedensforscher, Bonn)
– Prof. Dr. Ekkehart Krippendorf (Politikwissenschaftler, Berlin)
– Friedrich Schorlemmer (Bürgerrechtler, Lutherstadt Wittenberg)
– Prof. Dr. Oskar Negt (Soziologe, Hannover)
– Prof. Dr. Christine Morgenroth (Psychotherapeutin, Hannover)
– Prof. Dr. Peter Grottian (Politikwissenschaftler, Berlin)
– Dr. Gerald Mader (Friedensforscher, Stadtschleining,Österreich)
– Prof. Dr. Werner Ruf (Politikwissenschaftler/Nordafrikaexperte, Kassel)
– Prof. Dr. Andreas Buro (Friedensforscher, Gräven Wiesbach)
– Prof. Dr. Mohssen Massarrat (Politikwissenschaftler/Mittel- und Nahostexperte, Osnabrück)
– Dr. Peter Strutynski (Friedensforscher, Kassel)
– Dr. Angelika Claußen (Vorsitzende der IPPNW, deutsche Sektion, Bielefeld)
– Dr. Ulrich Gottstein (Ehrenvorsitzender der IPPNW, deutsche Sektion, Frankfurt/M.)
– Prof. Dr. Hans-Peter Dürr (Kernphysiker, München)

i. A. Prof. Dr. Mohssen Massarrat“

Thomas von der Osten Sacken: Deutsche Akademiker machen mobil: Rettet Ahmed-Nijad

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