Großbritannien: Akademischer Boykott stößt auf Widerstand

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LONDON (inn) – Die Leitung der größten akademischen Gewerkschaft Großbritanniens hat für einen neuen Antrag auf Boykott israelischer Institutionen gestimmt. Doch bereits im vorigen Jahr hatten eigene Anwälte einen solchen Boykott für “gesetzeswidrig und nicht durchsetzbar” erklärt.

Im Mai vergangenen Jahres war auf der jährlichen Konferenz der Gewerkschaft “University College Union” (UCU) bereits ein ähnlicher Antrag gestellt worden. Diesen hatte die Vereinigung jedoch auf Anraten ihrer Anwälte zurückgenommen. Jetzt hat ein leitendes Mitglied der UCU erneut einen Boykott israelischer akademischer Einrichtungen vorgeschlagen, berichtet die Tageszeitung “Jerusalem Post”.

Unterstützt wurde der neuerliche Antrag auch von Linda Newman, der neuen Präsidentin der UCU. Damals habe sie außerdem versprochen, den Antrag auf einen akademischen Boykott von allen Mitgliedern der UCU wählen zu lassen, sagt die linksorientierte Gewerkschaftsgruppe “Engage”. Diese setzt sich unter anderem gegen das Zustandekommen des Boykotts ein.

“Engage” fordert nun Newmans Rücktritt, da sie mit der Unterstützung des Gesuchs ihr Wort gebrochen habe. Laut der Gruppe fordere der neue Antrag die UCU-Mitglieder dazu auf, ihre Verbindungen zu israelischen Institutionen in Anbetracht der “offensichtlichen Mitschuld der israelischen Lehranstalten an der israelischen Regierungspolitik gegenüber den Palästinensern” zu überdenken. Außerdem solle “die Angemessenheit von fortlaufenden Verknüpfungen in der Bildung mit israelischen akademischen Einrichtungen” diskutiert werden.

UCU-Sprecher Dan Ashley erklärte gegenüber der “Jerusalem Post”, der Antrag des Leitungsausschusses sei nicht öffentlich, und die UCU werde sich daher auch nicht dazu äußern.

“Stop the Boycott”, eine Gruppe, die sich im vorigen Jahr gründete, um ebenfalls gegen den Boykott zu wirken, äußerte Bedenken, dass die UCU nicht den gesamten Bericht ihrer eigenen Anwälte veröffentlicht hat. Ebenso forderte David Hirsh, Dozent an der Universität Goldsmiths College in London, die vollständige Veröffentlichung der Rechtsberatung. “Es ist nun Zeit, die Rechtsauskunft zu veröffentlichen, die die Union erhalten hatte, damit wir alle urteilen können, was es für uns selbst bedeutet”, sagte er.

“Es ist absurd, dass eine geringe Minderheit die Union so überfallen hat”, sagte “Stop the Boycott” in einem Statement und sicherte Unions-Mitgliedern Unterstützung zu, die gerichtlich gegen den Boykott vorgehen wollen.

Ronnie Fraser, Direktor der Gruppe “Academic Friends of Israel”, die sich für akademische Verbindungen zu Israel einsetzt, kritisierte, eine Israel-kritische Erklärung auf dem diesjährigen Kongress sei sicher, eine Stellungnahme etwa zu der Situation in Tibet oder Darfur dagegen nicht.

David Newman von der Ben-Gurion Universität, der Israels Universitäten in Großbritannien vertritt, sagte, in den Treffen mit Leitern von Universitäten des ganzen Landes hätten diese “sich ausdrücklich gegen jede Form von Boykott bekannt”. Er kritisierte außerdem, dass das israelische Außenministerium außer der Verurteilung des Boykotts nichts aktiv dagegen unternehme. Newman erklärte jedoch, dass die beiden Länder derzeit neue wissenschaftliche Programme entwickelten und “diese werden nicht von einem erneuerten Antrag beeinflusst werden”.

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