Chava Gurion: Eine journalistische Analyse als Under-Cover-Show”.

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Anmerkung der Redaktion des deutschsprachigen Faculty Forums: Dieser Artikel bezieht sich auf eine Veröffentlichung von Gudrun Harrer zur am 3. und 4. Mai in Wien abgehaltenen Irankonferenz: Analyse: Eine Konferenz als Roadshow in der Scholars for Peace in the Middle East als Mitveranstalter der Konferenz beschuldigt wurde, Lobbying zu betreiben. Chava Gurion ist Vorstandsmitglied von SPME Austria.

Die Sorge wegen der “unterdrückten” PalästinensterInnen im Nahostkonflikt ist legitim, und dass sie in Österreich stärker ist als anderswo, mehr als logisch – lassen sich unter “Israelkritik” doch sämtliche alt-neue Antagonismen im politischen Spektrum von rechtsaußen bis linksaußen bequem unterbringen.

So ist es verständlich, dass sich besorgte JournalistInnen unter dem hehren Motto, den jeweils “Schwächeren” zu unterstützen (hier also die palästinensische Seite samt der systemimmanent auf Expansion ausgerichteten muslimischen Welt), bereits dann als Nahost-ExpertInnen verstehen, wenn sie Argumente und Material der Polemik, die das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung
drastisch belegen sollen, ungeprüft und aufblasend publizieren, Gegenfakten verlässlich unterdrücken und sich so dem Israel-Bashing anschließen – selbstverständlich mit dem bekannten journalistischen Trick der uneinklagbaren Formulierung als Frage.

Wer steht da schon auf und fragt: “Stimmt das überhaupt, was die da schreiben?” Etwa die Aufdeckung der in etlichen Medien publizierten Bilder der wundersamen Bombenvermehrung auf Beirut im Libanonkrieg 2006 als Fotomontagen, die Bilder von Pressekonferenzen in Gaza, bei Kerzenlicht und
zugezogenen Vorhängen am frühen Nachmittag, sind im journalistischen Tagesgeschäft ja auch schon eine Weile her.

Allein die Überzeugung des LeserInnenpublikums, Medienkampagnen und Lobbying um den politisch gewünschten Mainstream zu fördern und so auch Eigeninteressen wie Erhöhung der Auflagezahlen zu unterstützen, sind ebenfalls erlaubt. Man kann sich selbstverständlich auch jeder noch so
kleinen, lokalen “israelkritischen” Veranstaltung als “Moderatorin” zur Verfügung stellen.

Den bisher obstinat Einäugigen – vor allem dem ein Qualitätsmedium sein wollenden STANDARD – würde es aber nicht schaden, einmal nachzuprüfen, wofür da mit dieser “Israelkritik” geworben wird: Für Solidarität mit den Palästinensern, gegen eine weitere Besetzung des Westjordanlandes (Anmerkung für Obstinate: Der Gazastreifen ist nicht mehr israelisch besetzt). Warum auch nicht? Oder vielleicht für Unterstützung “aller” palästinensischen Parteien, also auch der Hamas als “korruptionsfreie Wohltäterin” im Gazastreifen, gleich was immer sie tut, sei es der Beschuss von Kraftwerken, die Sprengung von Hilfsgüterzügen aus Israel, die der Versorgung der eigenen
palästinensischen Bevölkerung dienen sollten, sei es die missbräuchliche Verwendung internationaler Finanzhilfe für Waffen und Raketenbau zu Lasten der somit künstlich in Hunger gehaltenen Bevölkerung?

Und wer betreibt das Lobbying? Gegen militärische Übergriffe zu kämpfen, ist nicht nur legitim, sondern eine Pflicht. Allerdings auf beiden Seiten eines Konflikts! Personen und/oder Institutionen für ihre kritische Meinung zu journalistischer Unausgewogenheit zur Erzeugung und Verstärkung des
entsprechenden Mainstreams unterschwellig, dennoch schon im Seitentitel deutlich und vermutlich bewusst, als Kriegstreiber zu denunzieren, wie das mit fein geschliffener und medienrechtlich unangreifbarer Klinge, stets aber verlässlich auch Gudrun Harrer tut: Unterstützt das der Veröffentlicher ihrer Analysen ebenfalls?

Das ist etwa den Veranstaltern der Iran-Konferenz am 3. und 4. Mai in Wien passiert, wobei von Harrer noch ein in keinerlei Zusammenhang mit dieser Konferenz stehendes, darüber hinaus grundsätzlich falsches und jederzeit durch Fakten und Zitate widerlegbares „Argument“ bemüht wurde, eine Mitveranstalterin hätte den Harrer wohl Gleichgesinnten und eher als Russland-Experten renommierten Politologen Mangott als „Israel-Feind denunziert“. Mangott war nicht Teilnehmer der Konferenz. Darf man also auf äußerst schlampige Recherche und persönliche Beweggründe für seine Erwähnung schließen? Auf eine Under-Cover-Show Verbündeter in einer Einäugigkeit, die
bis zur Exkulpation der Hamas reicht?

Wie steht der STANDARD, der Veröffentlichungsort, dazu?

Gudrun Harrer ist leitende Redakteurin des STANDARD. So erübrigen sich weitere Fragen wie auch alle Hoffnungen, es möge hinsichtlich der inhaltlichen Entwicklung des Standard endlich eine
redaktionelle Gegensteuerung in Richtung Ausgewogenheit erfolge

Chava Gurion: Eine journalistische Analyse als Under-Cover-Show”.

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