Der “Stolz der islamischen Völkerschaften”: Der freigelassene Mörder Kuntar wird ausgiebig und begeistert gefeiert

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http://www.hagalil.com/archiv/2008/07/kuntar.htm

Zehntausende Libanesen, unter Ihnen höchste Staatsvertreter, haben in dieser Woche den mehrfachen Mörder Samir Kuntar wie einen Nationalhelden begrüßt und die Feierlichkeiten gehen weiter, nachdem der libanesische Druse im Rahmen eines Gefangenenaustauschs, zusammen mit vier weiteren Libanesen, aus israelischer Haft entlassen worden war.

Israels Präsident Peres, der Kuntar im Rahmen des Abkommens begnadigen musste, erzählte, dies sei ihm sehr schwer gefallen, zumal Kuntar seine Tat niemals bereut und niemals Mitgefühl für seine Opfer und die Hinterbliebenen geäußert habe.

An der israelisch-libanesischen Grenze wurden die ehemaligen Häftlinge mit Marschmusik, Ehrengarde und rotem Teppich empfangen. Kuntar trug eine Militäruniform. Anschließend wurden die fünf Libanesen per Hubschrauber nach Beirut geflogen. Dort warteten Zehntausende begeisterte Menschen auf sie, unter ihnen zahlreiche Amt- und Würdenträger.

Präsident Michel Suleiman sagte in einer Ansprache: “Eure Rückkehr ist ein Segen für uns alle.” Laut dem arabischen Sender “Al-Dschasira” sprach er von einem “neuen Sieg”. In Zukunft werde der Libanon Unabhängigkeit erlangen. “Ich sage Samir und seinen Begleitern, dass sie das Recht haben, stolz auf ihr Land, ihre Armee und ihren Widerstand zu sein”, so das libanesische Staatsoberhaupt.

Sogar Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erschien zu diesem Anlass in der Öffentlichkeit. Er begrüßte jeden Rückkehrer mit einer Umarmung und rief seinen Anhängern zu: “Dieses Volk, diese Nation und dieses Land… können nicht geschlagen werden.” Den Gefangenenaustausch bezeichnete er als “großen Sieg” für den Libanon und für die Hisbollah-Bewegung. Der Widerstand dieser Organisation stelle “die wahre Identität” der Region dar. Durch Entführungen könne man Gefangene freibekommen. Er teilte der arabischen und islamischen Welt mit, dass noch 11.000 Palästinenser in Israel inhaftiert seien. Dies sei die Verantwortung der gesamten arabischen Welt.

Kuntar verspricht Fortsetzung des Kampfes gegen Israel

Kuntar dankte Allah dafür, dass er diesen “Tag der Siege” erreicht hatte. “Ich verspreche meinen Leuten und meinen Lieben in Palästina, dass ich und meine teuren Kameraden im tapferen islamischen Widerstand zurückkommen.”

Der 1962 geborene Kuntar befand sich seit 1979 wegen mehrfachen Mordes in israelischer Haft. Unter seinen Opfern waren auch zwei kleine Kinder. Er wurde zu 542 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er 28 Jahre verbüßt hat. Im Gefängnis wurde Kuntar das Studium der Soziologie ermöglicht. An der Open University von Tel Aviv erwarb er einen Abschluss in Soziologie. Der Titel seiner Doktorarbeit: “Der Widerspruch zwischen Sicherheitsbestrebungen und Demokratie in Israel.” Während seiner Haft wurde er regelmäßig von arabischen Aktivisten besucht. Eine israelische Araberin konnte er heiraten. Seine Frau erhält als Ehefrau eines Gefangenen eine Rente vom israelischen Staat. Nach Aussage der Anwältin und Gründerin des Mandela Institute for Human Rights in Ramallah, Buthaina Duqmaq, die Kuntar regelmäßig im Gefängnis besucht, hat Kuntar seine Taten nie bereut oder bedauert.

Die vier anderen im Austausch freigelassenen Libanesen waren im Krieg vor zwei Jahren in israelische Gefangenschaft geraten. Neben den fünf Häftlingen übergab Israel 199 Tote an die Hisbollah. Im Gegenzug erhielten die Israelis die Leichen der Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev, die vor zwei Jahren entführt worden waren, sowie zurückgebliebene Teile bereits in Israel bestatteter Gefallener aus dem Zweiten Libanonkrieg.

Kuntar war Anführer eines vierköpfigen, Kommandotrupps. Den Befehl zur Aktion hatte er vom später im Irak festgenommenen und inzwischen verstorbenen PLF-Chef Abu Abbas (nicht zu verwechseln mit dem jetzigen PA-Vorsitzenden Mahmud Abbas, genannt Abu Masen) erhalten.

Bei dem Überfall auf die nord-israelische Küstenstadt Naharijah, wurden am Sonntag, dem 22. April 1979, drei Zivilisten, darunter zwei Mädchen im Alter von zwei und vier Jahren, und zwei Polizisten getötet. Kuntar wurde von einem Zivilgericht in Tel Aviv wegen Mordes und Terrorismus zu einer vierfach lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt.

Kuntars Anhänger rühmen ihn und sprechen von einer “heldenhaften militärischen Operation, bei der fünf zionistische Agenten vernichtet wurden”. Kuntars edle Tat erleuchte die arabische Welt und kein Opfer sei zu hoch um diesen edlen Vertreter seines Volkes zu ehren und ihn fühlen zu lassen, dass er “ein Libanese par excellence” ist.

Um Kuntar zu befreien drang am 12. Juni 2006 eine Einheit der islamistischen Hisbolla in israelisches Gebiet ein, tötete drei israelische Soldaten und verschleppte – nicht weit von Naharija – die Reservisten Goldwasser und Regev. Auf der Suche nach den Verschleppten marschierten israelische Truppen in den Libanon ein. Die Hisbolla antwortete mit einem verstärkten Beschuss Galiläas mit Raketen.

Der Krieg dauerte 33 Tage. Auf libanesischer Seite kamen über 1.600 Menschen um, auf israelischer Seite waren es über 170 Tote.

Die Opfer unter der libanesischen Bevölkerung waren hoch, da die Hisbolla-Kämpfer hinter der Zivilbevölkerung Deckung suchten. In Israel, wo die Hisbolla zivile Zentren ganz gezielt unter Beschuss nahm, flohen 500.000 Menschen aus dem betroffenen Galiläa.

Es wurde bald klar, dass es kaum möglich sein wird, die Entführten zu befreien. Nach Kriegsende wiederholte die Hisbolla die Forderung nach Kuntars Freilassung im Austausch für die Gefangenen, von denen angenommen wurde sie seien noch am Leben.

Smadar Haran-Kaiser, die bei dem Überfall in Naharijah ihren Ehemann Dani und ihre beiden Töchter Einat (4) und Yael (2) verloren hatte, schrieb an Premier Olmert, sie stehe einer Freilassung des Mörders ihrer Familie nicht im Wege und wünsche sich das Glück der Familien Goldwasser und Regev.

Es ist ihr aber ein wichtiges Anliegen, dass die Welt erfährt, “was Kuntar uns angetan hat”

CNN bringt Ausschnitte aus dem Programm des Hisbollah Senders “Al-Manar”.

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