Stellungnahme von SPME Germany
Sehr geehrter Herr Professor Herzog,
mit Erstaunen und Verwunderung haben wir erfahren, dass der Deutsche Medienpreis am 24. Februar dieses Jahres an Pastor Mitri Raheb aus Bethlehem verliehen werden soll. Nach unserem bisherigen Kenntnisstand werden Sie auch zu ihm eine Laudatio halten.
Wir möchten Sie deshalb auf einige der mit der Person Raheb verbundenen Probleme hinweisen, die aus unserer Sicht Preisverleihung und Laudatio äußerst fragwürdig erscheinen lassen.
Pastor Raheb und sein Umkreis verbreiten seit Jahren theologische Ideen, die auf eine Delegitimierung der jüdischen politischen Souveränität des Staates Israel abzielen. Raheb ist darüber hinaus zentraler Autor und Verfechter des von palästinensischen Theologen 2009 erstellten umstrittenen sogenannten „Kairos“-Papiers, das implizit Gewalt verherrlicht (Zitat daraus z.B.: „Wir haben Hochachtung vor allen, die ihr Leben für unsere Nation hingegeben haben.”). Gleichzeitig werden Christen hierin zum Boykott Israels und insbesondere zum Boykott israelischer Waren aufgerufen. Natürlich wecken Boykottaufrufe gegen Juden in Deutschland schlimmste Erinnerungen. Raheb weigert sich ferner eindeutig, das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Auch die mit den palästinensischen Anliegen sympathisierende „Evangelische Mittelost Kommission” (EMOK) der Evangelischen Kirche Deutschlands, sowie der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) haben sich zu den Äußerungen Rahebs bereits kritisch geäußert.
Im letzten Jahr hielt Raheb dann auf einer Konferenz in Bethlehem einen konfusen Vortrag, in dem er postulierte, dass nicht etwa die Juden das Volk des „Alten Testaments” seien, sondern die arabischen Palästinenser. Er, Mitri Raheb, sei der rechtmäßigere Nachkomme König Davids als z.B. der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Netanjahu und seine Vorfahren seien Raheb zufolge eine dem Land historisch fremde Macht, vergleichbar mit der Rolle Roms in der Antike. Soll der Protagonist einer derart absurden Abstammungslehre tatsächlich den Deutschen Medienpreis erhalten? (Sie finden diesen Vortrag unter: http://www.christatthecheckpoint.com/lectures/Mitri_Raheb.pdf. Eine umfassende Beurteilung dieses Vortrags des britischen Religionswissenschaftlers Malcom Lowe finden Sie übersetzt hier: http://www.nicht-mit-uns.com/nahost-infos/texte/4Lowe111110.htm).
Wir bezweifeln, dass derartige Positionen der Verständigung im Nahostprozess dienen, wie es das Pressebüro des Deutschen Medienpreises vom 13.1.12 suggeriert, wonach sich Raheb für „die Verständigung von Christen, Moslems und Juden” einsetze. Wir bestreiten auch, dass Rahebs Aktivitäten das Kriterium für die Vergabe dieses Preises – „Herausragendes Symbol der Menschlichkeit” – erfüllen. Stattdessen erscheinen Rahebs Darstellungen unhistorisch, unwissenschaftlich und rassistisch und dienen keinesfalls der Verständigung.
Wir fordern Sie auf, von der geplanten Laudatio Abstand zu nehmen und sich jedweder Aufwertung von juden- und Israel-feindlichen Äußerungen in Deutschland zu widersetzen.
Wir wären Ihnen verbunden, wenn Sie uns Ihre diesbezügliche Entscheidung mitteilten würden und verbleiben
mit freundlichen Grüßen,
im Namen des Vorstands von SPME Germany,
Ihr Prof. Dr. Ralf R. Schumann
Berlin, den 8. Februar 2012
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Auch die Jüdische Gemeinde zu Berlin hält die am 24. Februar geplante Ehrung für Pfarrer Mitri Raheb aus Bethlehem mit dem Deutschen Medienpreis 2011 für unangemessen.
Dieser Preis soll Persönlichkeiten verliehen werden, deren „Taten herausragende Symbole der Menschlichkeit” sein sollen. Hier wird ein christlicher Palästinenser geehrt, der unter anderem dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die Nachkommenschaft vom alttestamentarischen Volk Israel abspricht und gleichzeitig die Palästinenser als die wahren Nachfahren des biblischen Volks präsentiert. Weiter vergleicht er die Politik Israels mit dem Apartheid-System des früheren Südafrikas und hat Boykottaufrufe gegen Israel zu verantworten. Da muss die Frage erlaubt sein, ob es für herausragende Symbole der Menschlichkeit keine besseren Preisträger gibt? Zum Artikel