Uni Wien gedenkt des März 1938

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Unrühmliches Bild der Universität Wien 1938. Foto: univie/Bildarchiv Zeitgeschichte

Unrühmliches Bild der Universität Wien 1938. Foto: univie/Bildarchiv Zeitgeschichte

Aufzählung Zeithistorikerteam präsentiert nach jahrelanger Arbeit Buch.

Wien. (chk) Walter Sokel, 1917 in Wien geboren, war zu Beginn des Jahres 1938 noch ein engagierter Student der Romanistik und Kunstgeschichte. Schon als Gymnasiast hatte er Erfahrungen mit dem Wiener Antisemitismus machen müssen. Im März 1938 gelang es ihm, in die USA zu fliehen. Er verdingte sich zunächst als Laufbursche an der Wall Street, erhielt dann aber dank eines Empfehlungsschreibens von Thomas Mann ein Stipendium. Er studierte zuerst Philosophie und Geschichte und setzte seine Studien an der Columbia University in Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften fort. Als international renommierter Kafka-Experte lehrte er schließlich u. a. an der Stanford University. Spät ehrte ihn auch die Republik Österreich mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

Rückblende März 1938: Mit dem “Anschluß” an das Deutsche Reich wird auch die Universität Wien radikal und in kürzester Zeit zu einer nationalsozialistischen Institution umgestaltet. Betroffen davon waren nicht nur Wissenschafter, sondern auch viele Studierende, die nach den “Nürnberger Rassengesetzen” als Juden galten.

“Die Universität Wien richtet bewusst den Blick auf die damaligen Ereignisse”, sagt Rektor Georg Winckler. “Das Rektorat fördert und initiiert daher Forschungsprojekte, die sich mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen.”

In jahrelanger Arbeit hat ein Historikerteam der Uni unter Leitung von Univ.-Prof. Friedrich Stadler vom Institut für Zeitgeschichte in den Aktenbergen des Universitätsarchivs recherchiert. Zugleich traten die Forscher mit noch lebenden Frauen und Männern, die 1938 als Studierende von der Universität Wien vertrieben wurden oder auch verblieben sind, in Kontakt. Insgesamt wurden 59 ehemalige Studierende, die heute in Österreich, Großbritannien, den USA, der Schweiz oder in Israel leben, interviewt. Das Ergebnis dieser Arbeit ist eine detaillierte Analyse der damaligen Universitätspolitik des Ausschlusses von jüdischen Studierenden.

Am kommenden Mittwoch, dem Dies Academicus der Universität Wien, wird das Buch “,Anschluß‘ und Ausschluss 1938. Vertriebene und verbliebene Studierende der Universität Wien” der Zeithistoriker Herbert Posch, Doris Ingrisch und Gert Dressel präsentiert. Anschließend hält Professor Walter H. Sokel (University of Virginia) den Vortrag “Das provisorische Dasein 1936-38: Universität, Roman und Flucht – ein Beitrag der Universität Wien zum 70. Jahrestag des ‚Anschlusses‘”.

Mittwoch, 12. März 2008, 18.30 Uhr, Kleiner Festsaal Uni Wien, 1010, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1. Die Veranstaltung ist frei zugänglich.

Uni Wien gedenkt des März 1938

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