Ari Rath: Die Kämpfe in Gaza – ein Krieg der “Stellvertreter”

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Von Es ist nicht leicht in diesen Tagen ein Freund Israels zu sein. Die täglichen Bilder von schwer verwundeten und toten palästinensischen Kindern und ganzen Familien und die verheerenden Zerstörungen von Wohnhäusern und Schulen stellen Israel in ein sehr schlechtes Licht. Die Tatsache, dass israelische Städte und Dörfer im Süden des Landes, auch nach der vollkommenen Räumung von Gaza vor über drei Jahren, Opfer von fast täglichen Raketenschüssen der Hamas und des islamischen Dschihad waren, wird allzu leicht ignoriert und vergessen. Ignoriert wird auch natürlich, dass die Hamas mit Absicht ihre Raketen, die immer weiter reichen, zwischen Wohnhäusern, Schulen und Spitälern abschießen.

Die Israelis, die Opfer von gestern, sind die sogenannten Täter von heute, nur weil Israels Regierung sich nach langen Überlegungen und Zögerungen entschlossen hat das Leben der Zivilbevölkerung zu verteidigen und die Herde der Raketenabschussgeräte anzugreifen. Die fürchterlichsten Vergleiche von dem umzingelten Gaza-Streifen mit dem Warschauer Ghetto und mit dem Holocaust sind Gang und Gebe und die sogenannten Völkerrechtler in der Politik und in der Akademie, die jahrelang geschwiegen haben, als Palästinenser israelische Kinder und Mütter verwundet und getötet haben, sind jetzt wieder am Wort, weil Juden es wagen für ihr eigenes Leben und Überleben zu kämpfen.

Natürlich ist es auch nicht leicht für viele Israelis diese Verheerungen im Gazastreifen zu befürworten und die Forderung, so bald wie möglich, die Kämpfe zu beenden und einen

neuen Waffenstillstand mit den Hamas Behörden in Gaza zu vermitteln wird immer stärker. In der Tat, ist jetzt eine Hamas Delegation aus Gaza in Kairo, um solche erneute Waffenstillstandsverhandlungen zu fördern, obwohl der Hamasanführer in Damaskus, Khaled Maschal jetzt gegen jegliche Verhandlungen mit Israel ist. Doch die Hamas in Gaza, die in den Kämpfen der letzten zwei Wochen schwere Verluste eingebußt hat, scheint wesentlich pragmatischer zu sein.

Trotz der formellen Tadlungen Israels, sind moderate arabische Staaten wie Ägypten, Saudi-Arabien und Jordanien, nicht sehr unzufrieden, dass die vom Iran unterstützte Hamas jetzt wesentlich geschwächt ist. Wie der französische Wissenschaftler Dominique Moisi, der vor Kurzem sein Buch “Geopolitik der Emotionen” veröffentlicht hat, gestern erklärte, sind die Kämpfe in Gaza ein “Krieg der Stellvertreter”, in dem Israel eigentlich die Interessen des Westens und des moderaten Islams verteidigt.

Das Versprechen des deutschen Außenministers, Frank Walter Steinmeier, bei seinem Treffen in Kairo mit Präsident Hossni Mubarak, so bald wie möglich moderne technische Ausrüstung und Fachberater zur Grenze zwischen dem ägyptischen Sinai und Gaza zu schicken, um die einige hundert Tunnels abzudichten und den weitern Raketen- und Waffennachschub zu verhindern, könnte ein wichtiger Schritt zu einem erneuten, effektiven Waffenstillstand sein.

Am 16. Tag der bitteren Kämpfe in Gaza steht die Regierung Israels vor einem schwierigenDilemma in einem Kampf gegen die Uhr. Obwohl Israels Ministerpräsident Ehud Olmert in der wöchentlichen Sonntags- Kabinettsitzung “beeindruckende Erfolge” berichten konnte, durch die Israel “seinen Zielen näher kommt,” forderte er “noch mehr Geduld und Anstrengungen, um die Realität im Süden Israels grundlegend zu verändern.” Dementsprechend sind Sonntag früh israelische Truppen in grimmigen Haus-zu-Haus-Kämpfen in die dicht bewohnten südlichen Teilen der Stadt Gaza vorgedrungen.

Es scheint trotzdem noch nicht die große dritte Phase der Bodenoffensive zu sein, die die Generäle fordern. Wie dem auch sei, ist es klar, dass beide Seiten, mit Vermittlung von Ägypten, der Türkei, Frankreich und Deutschland, jetzt aktive Verhandlungen über einen Waffenstillstand führen. Hätte die Hamas nach dem 19. Dezember die sogenannte “Tahadiya” – Waffenruhe wieder verlängert, hätte man sich viele Menschenleben und Zerstörungen ersparen können. Eine klassische Verwirklichung des Spruches von Clausewitz: “Krieg ist eine Fortsetzung der Diplomatie, nur mit anderen Mitteln.”

Wie traurig und wie schade.

Ari Rath: Die Kämpfe in Gaza – ein Krieg der “Stellvertreter”

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