12. März bis 28. Mai 2008
im Literaturhaus Wien
Vor rund 70 Jahren mussten der österreichische Autor Joseph Roth (1894 Brody/Galizien, heute Ukraine – 1939 Paris/Frankreich) und viele andere vor den Nationalsozialisten in Deutschland und in Österreich fliehen, um ihr Leben zu retten und die Freiheit, ihre Meinung zu äußern, zu behalten.
Roth schrieb im Exil weiter literarische und politische Texte und obwohl er selbst immer verzweifelter und hoffnungsloser wurde, machte er vielen Schicksalsgenossen Mut, die schwierigen Lebens- und Erwerbsbedingungen im Ausland zu meistern.
Wie Roth das getan hat und wie sich seine Zeitgenossen und Freunde daran erinnerten, zeigt diese Ausstellung und ist im Begleitbuch zu lesen.
Das Erleben dieser vom Nationalsozialismus überschatteten Jahre wird in Dokumenten von Joseph Roth, von Forschern und Freunden, in Interviews und Fotografien sowie in den lebhaften Skizzen des österreichischen Zeichners und Karikaturisten Bil Spira – er verbrachte einige Wochen bei Roth im Café Le Tournon in Paris und porträtierte viele seiner Besucher – deutlich sichtbar.
Manche Exponate wurden erst jüngst wieder (auf)gefunden, viele stammen aus dem Forschungsmaterial der beiden ersten Roth-Wissenschaftler David Bronsen (1926-1990) – der Literaturwissenschaftler schrieb die erste große Roth-Biografie – und Senta Zeidler – sie setzte sich als Erste in Österreich in einem wissenschaftlichen Rahmen mit Roth auseinander. Beide erkundeten noch in den1950er und 1960er Jahren – als noch viele Zeitzeugen Joseph Roths lebten – Leben und Werk des Autors. Dieses bislang wenig publizierte Material wird im Rahmen der Schau erstmals gezeigt und ausführlich kommentiert.
Die Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an Bronsen und Zeidler, sondern auch an jene, die flüchten mussten und nicht zuletzt auch an den Autor von Werken wie „Hiob“, „Radetzkymarsch“, „Tarabas“, „Kapunzinergruft“ und „Die Legende von heiligen Trinker“.
Kurator und Verfasser des begleitend zur Ausstellung erscheinenden Buches: Heinz Lunzer (Leiter der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur), in Zusammenarbeit mit Victoria Lunzer-Talos.
Eröffnung: 11. März 2008, 19 Uhr
Führungen: nach Anmeldung jeden Dienstag 15 Uhr und nach Vereinbarung.
Öffnungszeiten der Ausstellungen:
Mo, Mi 9 – 17, Di 9 – 19, Fr 9 – 15 Uhr (Eingang: Seidengasse 13)
und während den Abendveranstaltungen (Eingang: Zieglergasse 26A)
Ton- und Videodokumente:
In der Ausstellung sind Auszüge aus Tondokumenten mit Joseph Gottfarstein, Eduard Broczyner und anderen via Audioguide zu hören.
Zudem ist ein Fernsehfilm zu sehen, den Hermann Kesten 1970 für den WDR produziert hat und in dem zahlreiche Zeitgenossen Roths von ihm erzählen.
VERANSTALTUNGEN zur Joseph Roth-Ausstellung
Di. 27. Mai 2008, 19 Uhr
(Roths Todestag)
Vorträge
19 Uhr: Victoria Lunzer-Talos *)„Wie Jüdisch? Joseph Roth im Gespräch mit Joseph Gottfarstein und Eduard Broczyner“
Kunsthistorikerin, Bibliothekarin, Kulturhistorikerin
20 Uhr: Erika Tunner „Joseph Roth in Paris. Rebellion und Resignation“
Erika Tunner (Literaturwissenschaftlerin in Paris und im Centre de recherche sur l’Autriche et l’Allemagne, Rouen)
Heinz Lunzer in Zusammenarbeit mit Victoria Lunzer-Talos:
Joseph Roth im Exil in Paris 1933 / 1939
Das Buch zur Ausstellung, die der Vertreibung von Intellektuellen aus Österereich vor 70 Jahren im Jahr 1938 und des Todes von Joseph Roth im Jahr 1939 gedenkt.
Das Buch zur Ausstellung folgt der Ausstellungsgliederung:
Literarische Arbeit:
Leben und Arbeiten im Exil
Geldverdienen
Schreiben im Exil – Weltliteratur
Schreiben im Exil – wie Verlegen im Exil
Übersetzen im Exil
Leben im Exil:
Im Hôtel Foyot
Das Café Le Tournon im Hôtel de la Poste
Bil Spira zeichnet im Café Le Tournon
Politische Arbeit:
Polemik gegen den Nationalsozialismus
Mitkämpfer, nicht Genosse
Für Österreich, gegen den „Anschluss“
„Die österreichische Post“. Bekenntnisse zur Monarchie
„Entr’Aide Autrichienne“
Mut machen im Exil
Die „Ligue de l’Autriche vivante“
Zum individuellen Schicksal Roths:
Wie jüdisch?
Freund Fingal
Sterben im Exil
Der Band enthält eine Chronik betreffend Joseph Roth 1933-1939, eingebettet in die wichtigsten zeitgeschichtlichen Daten, und ein Verzeichnis samt Biografien der wichtigsten Personen um Joseph Roth, anknüpfend an ein Adressbuch des Autors.
Das Buch hat einen Umfang von 224 Seiten, Format 20×30 cm; es enthält 140 s/w-Abbildungen und erscheint zur Ausstellungseröffnung am 11. März 2008.
Preis: € 16,-.
Die Autoren dieses Buchs sind:
Heinz Lunzer
Leiter der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus in Wien (1979-2008) in Zusammenarbeit mit:
Victoria Lunzer-Talos
Bibliothekarin, Kunsthistorikerin
zahlreiche Publikationen zur österreichischen Kultur- und Literaturgeschichte, oft in Zusammenhang mit Ausstellungen, darunter:
Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos: Joseph Roth. Leben und Werk in Bildern. Köln, Kiepenheuer & Witsch 1994. 280 S., 393 Abbildungen
Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos: Joseph Roth. 1894-1939. Ein Katalog der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur zur Ausstellung des Jüdischen Museums der Stadt Wien. 7. Oktober 1994 bis 12. Februar 1995. Wien, Zirkular, 1994, Sondernummer 42. 180 S., zahlreiche Abbildungen
„Was wir umbringen“.,Die Fackel‘ von Karl Kraus. Hrsg. von Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos, Marcus G. Patka mit Beiträgen von Hermann Böhm, Kurt Krolop, Leo A. Lensing, Sigurd Paul Scheichl, Tina Walzer. Wien, Mandelbaum Verlag 1999. 191 S., zahlreiche Abbildungen. (2. veränd. Auflage 2006)
Horváth. Einem Schriftsteller auf der Spur. Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos, Elisabeth Tworek. Salzburg, Residenz 2001. 160 S., 180 Abbildungen
Peter Altenberg. Extracte des Lebens. Einem Schriftsteller auf der Spur. Heinz Lunzer und Victoria Lunzer-Talos in Zusammenarbeit mit Andrew Barker, Hermann Böhm, Bernhard Denkinger, Georg Gaugusch, Marcus G. Patka, Gerd Pichler, Ursula Storch und Patrick Werkner. Salzburg, Residenz 2003. 224 S., zahlreiche Abbildungen
*) Victoria Lunzer Talos ist Mitglied von SPME Austria