Terror in Norwegen – Analysen

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Stephan Grigat: Terror in Norwegen – Warnung vor allem Unglück dieser Welt

Eric Frey hat über Anders Breivik geschrieben: “Dieser Rechtsextremist ist kein Antisemit.” Wie aber sonst soll man jemanden nennen, der von einer “antieuropäischen Holocaust-Religion” faselt, die überwunden werden müsse, und den USA attestiert, sie hätten angesichts von “über sechs Millionen Juden” ein “beachtliches jüdisches Problem” ? Und was soll die angemessene Bezeichnung für jemanden sein, der alles Unglück dieser Welt von “Kulturmarxisten” verursacht sieht, die sich von der Frankfurter Schule, also der Kritischen Theorie der vor dem Nationalsozialismus in die USA geflohenen Gesellschaftskritiker Max Horkheimer, Herbert Marcuse und insbesondere Theodor W. Adorno hätten inspirieren lassen?

Es ist keine allzu neue Erkenntnis, dass der Hass auf die Kritische Theorie ganz so wie jener auf die Psychoanalyse Ausdruck eines Antisemitismus ist, der sich jede Form individueller und gesellschaftskritischer Selbstreflexion panisch um sich schlagend vom Leib halten muss.

In Deutschland verbreitete die NPD in ihrer Monatszeitschrift schon vor Jahren, dass es sich bei der Kritischen Theorie, die Breivik gleich zu Beginn seines “Manifests” attackiert, um einen “Giftfraß” handelt, “der die inneren Organe und das Gehirn des deutschen Volkskörpers angreifen sollte.” Die “Studien zum autoritären Charakter” von Adorno und Horkheimer sieht Breivik als eine Art Handbuch zur Zerstörung des abendländischen Erbes, der Koautor firmiert bei den deutschen Nazis im Sinne Breiviks als “geistiger Giftpilz der Gemeinschaftszersetzung” zum Artikel

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Farid Hafez: Eindruck und Wirklichkeit

Sind Vorurteile gegen Muslime rationaler als solche gegen Juden? Und hatte Breivik nur Erstere? –

In seinem Kommentar “Islamophobie statt Judenhass” (DER STANDARD vom 2. August) hat Eric Frey richtigerweise festgehalten, dass die Islamfeindlichkeit den alten Antisemitismus in Teilen der europäischen Rechtsparteien abgelöst hat und Israel in diesem Verhältnis als Verbündeter betrachtet wird. Frey fragt sich, warum.

Mir scheinen zwei Gründe auf der Hand zu liegen: Erstens geht es den rechtspopulistischen Parteien darum, jeden Verdacht des Rechtsextremismus und der Deutschtümelei von sich zu weisen. Auf der Suche nach einer breiteren Akzeptanz scheint ein Bezug auf antisemitische Verschwörungstheorien nicht mehr zeitgemäß. Längst überwiegt ohnehin die Ablehnung des muslimischen Anderen, nicht des jüdischen. Die Breitenwirkung islamophober Stereotype ist nicht zu übersehen.

Zweitens darf nicht vergessen werden, dass die jeweiligen Nationalismen europäischer Rechtsparteien sich oftmals untereinander widersprochen haben. Die sich als wahltaktisch klug herausstellenden islamophoben Kampagnen wie die Minarettdebatten forcierten jedoch die europäische Koordination der Rechtsparteien. Regelmäßig finden Treffen zwischen Vertretern rechter Parteien sowie islamophoben Bloggern statt, um ihre Strategien auszutauschen. Islamophobie ist damit bindendes Glied zwischen den rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien geworden.

Frey erliegt jedoch einem Trugschluss, wenn er schreibt, dass “in keinem Land in Europa die jüdische Bevölkerung ein Problem war”. zum Artikel

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Erik Frey: Islamophobie statt Judenhass: Neues Feindbild, alte Hetze

Viele rechtspopulistische Parteien lösen sich in Westeuropa vom Judenhass, um sich ganz auf die Islamophobie zu konzentrieren

Neben dem Grauen über die Tragödie von Oslo und dem Entsetzen über das Hass-Manifest des Attentäters erregt ein Aspekt in Anders Behring Breiviks Weltbild international Aufmerksamkeit: Dieser Rechtsextremist ist kein Antisemit, sondern sieht im Gegenteil Israel als Verbündeten im Kampf gegen Islam und Muslime in Europa. zum Artikel

Terror in Norwegen – Analysen

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