Rezension: Salonfähigkeit der Neuen Rechten

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Clemens Heni hat sich auf 509 Seiten mit der intellektuellen Entwicklung des 1942 geborenen Henning Eichberg gründlich auseinandergesetzt. Während meiner Kur im Sommer habe ich es fasziniert gelesen, denn das Phänomen der Querfront, d.h. von der – wie Prof. Anton Pelinka in seinem Vorwort schreibt – „Amalgamierung verschiedener extremer, antidemokratischer, antiliberaler Tendenzen unter dem Dach der verschiedenen Ismen“, beschäftigt mich schon seit Jahren.

Henis Thema ist die unheilige Allianz aus völkischen Rechten und antiimperialistischen, sich links glaubenden Positionen, mit der überholt geglaubte nationalistische Denkmuster derzeit wieder salonfähig gemacht werden.

Henning Eichberg steht als Symbolfigur für diese Entwicklung. Seit den spätern 1960er Jahren ist er Wortführer der Neuen Rechten, mit antiamerikanischen Ressentiments suchte er aber in den 1980er Jahren auch eine Annäherung an die noch jungen Grünen. Er liebäugelt zudem mit der PDS, die sich jetzt als Linke formiert hat.

In einem 2005 publizierten Artikel spricht Eichberg von der (nicht nur früheren) Hoffnung vieler Linker auf die >>Kulturrevolution Muammar Al Qaddafis<<. Dabei stellt er sich an die Seite von Noam Chomsky und vergleicht die NS-Propaganda gegen >den Juden< mit heutiger Kritik am politischen Islam bzw. Islamismus, „um in typisch antiamerikanischer und antisemitischer Diktion den Präsidenten der USA sowie den israelischen Regierungschef des >>Rechtsextremismus<< zu zeihen. Er knüpft an seine links-nationalistischen Verbindungsversuche mit der PDS an und kämpft für eine >>volkseigene Linke>>“.

Und Heni urteilt eindeutig, z.B. so: „Mohler ist ein selbsternannter Faschist. Eichberg ein nationaler Sozialist, der sich als Linker einordnet und als solcher angesehen werden möchte. Das ist der Unterschied zwischen Alter und Neuer Rechter in Deutschland nach dem Nationalsozialismus.“

Natürlich setzt sich Heni auch mit dem Antisemitismus von Eichberg auseinander: „Der neu-rechte >>Lernprozess<< besteht lediglich darin, Auschwitz nicht auf einfache Art und Weise zu leugnen wie die bekannten Revisionisten, sondern es mit Unvergleichlichem zu vergleichen, zu bagatellisieren oder zu universalisieren und dabei ganz gezielt die antisemitischen Täterideologeme, z.B. Germanenmythen, als befreiend darzustellen.

Nicht viele Wissenschaftler verstehen – so wie Heni – Wissenschaft als Kritik, die auch nicht davor zurückscheut aktuelle Ereignisse und Stellungnahmen zu analysieren. Heni beweist, dass man ein wissenschaftliches Buch so schreiben kann, dass es auch eine spannende Lektüre wird für jeden, der sich mit Politik in Deutschland und Österreich beschäftigt.

Clemens Heni, Salonfähigkeit der Neuen Rechten / >Nationale Identität<, Antisemitismus und Antiamerikanismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1970-2005: Henning Eichberg als Exempel, Tectum Verlag Marburg, 2007, ISBN 978-3-8288-9216-3 24.90

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