Karl Pfeifer: Ein Historiker verharmlost die Drohungen Ahmadinejads

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Der 1944 geborene deutsche Historiker Rudolf Walther ist zur Verteidigung und Rechtfertigung des iranischen Präsidenten im Standard angetreten.[1]

Er beklagt, dass „der Entwurf der Schlusserklärung von 60 Seiten auf 16 gekürzt [wurde].Alle heiklen Fragen (etwa Israels Regime in den besetzten Gebieten) wurden ausgeklammert.“
Für Rudolf Walther und den iranischen Präsidenten ist „Israels Regime in den besetzten Gebieten“ anscheinend die wichtigste Menschenrechtsfrage.

Die Steinigung von Frauen wegen Ehebruchs, die Hinrichtung von Menschen wegen ihrer Homosexualität, das Todesurteil gegen Konvertiten, der Vollzug der Ehe an neunjährigen Mädchen, die Verfolgung der Bahai, alles gängige Praxis im Iran, die natürlich für Walther nicht erwähnenswert ist. Denn ihm bereitet lediglich Israel Sorge und er glaubt auch an die Weltverschwörung: „Die israelische Regierung ihrerseits verhindert seit Jahren, dass über ihr Besatzungsregime, das seit dem Mauerbau und den damit verbundenen Schikanen für die palästinensische Bevölkerung immer mehr dem südafrikanischen Apartheid-Regime zu gleichen scheint, diskutiert wird. Außer den mächtigen, aber nicht sehr zahlreichen Verbündeten der israelischen Regierung ist der Lautsprecher Ahmadi-Nejad der zuverlässigste Partner bei der Verfolgung dieser Verhinderungsstrategie.“

Weiß der Historiker Walther nicht, dass sich fast alle Resolutionen des Menschenrechtsrates sich mit Israel beschäftigen und gravierende Menschenrechtsverletzungen anderer Staaten aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in diesem Rat fast nie erwähnt werden.

“Und was genau sagte Ahmadinedschad jetzt in Genf? Das ist nicht leicht herauszufinden. Keine einzige große Zeitung druckte auch nur Auszüge der Rede.”
Meint vielleicht Rudolf Walther so wie einst ein ehemaliger Generalsekretär der Vereinten Nationen und späterer Bundespräsident Österreichs, dass die Weltpresse in jüdischen Händen wäre?

Wenn er zum Beispiel sich den Guardian angeschaut hätte, dann hätte er das offizielle Redemanuskript gefunden[2] Wäre er nicht zu bequem gewesen und hätte google benutzt, hätte er noch einige Mal die in Genf gehaltene Rede des iranischen Präsidenten finden können [3]

Nun kann der Londoner Guardian kaum beschuldigt werden, der israelischen Regierung oder gar der jüdischen Weltverschwörung hörig zu sein. Laut Guardian hat Mahmoud Ahmadinejad in seinem Manuskript, das an Journalisten verteilt wurde „die zweideutige und zweifelhaft Frage des Holocausts“, angesprochen. [4]

Sicher eines der wichtigsten Probleme des Irans, denn sonst hätte er ja keine Konferenz von Holocaustleugnern nach Teheran einberufen.

Walther zitiert auch einen Schweizer Nahostexperten, der behauptet:

„Ahmadi-Nejad habe „sich in Sachen Holocaust gemäßigt” und fährt fort und meint: [Irans Präsident] „weist auf Punkte hin, die diskutiert werden müssen – etwa die Staatsgründung Israels.“

Nun ja, Ahmadinejad hat ja auch eine einfache Lösung gefunden wie das Problem Israel endgelöst werden könnte, die aber von den Verstehern und Erklärern des iranischen Regimes in Europa, nur angedacht werden kann.

IRIB News, die Website der Islamic Republic, Iran Broadcasting titelte am 2005/10/26“Ahmadinejad: Israel must be wiped off the map”[5]
Möchte Rudolf Walther uns einreden, dass die Übersetzer einer offiziellen Iranischen Nachrichtenagentur nicht gut Persisch können?

Festzuhalten ist, Rudolf Walther transportiert nicht zum ersten Mal sekundären Antisemitismus.

Siehe auch: Karl Pfeifer, Es geht doch um die Juden


[1] http://derstandard.at/druck/?id=1240549821541

[2] http://www.guardian.co.uk/world/2009/apr/21/mahmoud-ahmadinejad-holocaust-speech

[3] http://www.foreignpolicyjournal.com/2009/04/21/full-text-of-president-ahmadinejads-remarks-at-un-conference-on-racism/

[4] “The Iranian president, Mahmoud Ahmedinejad, deviated from his prepared speech to the UN racism conference, omitting the phrase “the ambiguous and dubious question of the Holocaust”. The original text was given to journalists by the Iranian mission to the UN, and was included in the report below in good faith.”
http://www.guardian.co.uk/world/2009/apr/21/ahmadinejad-geneva-speech-israel

[5] Download am 25.4.2009:
http://web.archive.org/web/20070927213903/http://www.iribnews.ir/Full_en.asp?news_id=200247

Karl Pfeifer: Ein Historiker verharmlost die Drohungen Ahmadinejads

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