Karl Pfeifer: Die AIK als arme verfolgte Unschuld

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Nebbich: „Zionist forces“

Eine Veranstaltung der Initiative „Gaza muss leben“ hätte in Wien im evangelischen Albert-Schweizer-Haus bzw nach deren Absage im Saal der Wiener Arbeiterkammer stattfinden sollen. Die Initiative „Gaza muss leben“ ist lediglich ein Deckname für die antisemitische Antiimperialistische Koordination (AIK), die es in die Welt trompete: „Vienna conference for Gaza’s survival defies Zionist obstruction“


“ The conference has come under heavy attacks by the Zionist forces which called it anti-Semitic.
Upon intervention of the official Jewish Community (IKG) the hall was cancelled only a few days before the event without even offering a reason. The venue was rented from an institution of the Lutherans as they have been showing more sensibility to the quest of the Palestinian people while the dominant forces close to social democracy and the Catholic Church made it clear from the very beginning that they would not give a place to such an event.”[1]

Nun hat Werner Pirker ein Interview mit dem Betreiber dieser Initiative, Leo Gabriel geführt und in der „Jungen Welt“ publiziert.

Leo Gabriel: “…Sie [Israelitische Kultusgemeinde Wien und Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, DÖW] unterstellten unserer Initiative antisemitische Beweggründe. Gegenüber der Antiimperialistischen Initiative, die sich für die Rechte des Volkes von Gaza einsetzt, verstieg sich die DÖW-Vorsitzende gar zu der absurden und ehrenrührigen Behauptung, sie habe Sympathien für den Holocaust geäußert.“[2]

Da hat aber Leo Gabriel etwas gekürzt. Sympathien und Verständnis äußerte die AIK nicht für den Holocaust, sondern für den arabischen Holocaustleugner und Mitarbeiter von Neonazipublikationen Ibrahim Alloush.[3]

Wer eine solche Haltung einnimmt, dem darf man Antisemitismus bescheinigen, auch dann wenn diese, so wie auch Leo Gabriel sich auf jüdische Persilscheingeber berufen.

Ein jüdischer Persilscheingeber der AIK und der FPÖ

Tatsächlich hat die AIK auch eine Rede des sattsam bekannten Rabbinerdarstellers M.A. Friedman vollständig publiziert. Der sich natürlich nicht begnügt zu erklären, was Judentum ist, sondern glaubt auch dem Papst beibringen zu müssen, was Katholizismus ist: „„Sogar der Papst hatte in der Folge des 2. Vatikanischen Konzils die ursprünglichen Positionen des katholischen Glaubens verlassen und den zionistischen Staat Israel anerkannt, wohl auch, weil der moralische Druck der weltweiten zionistischen Lobby bzw. der Vorwurf des Antisemitismus nicht mehr zu ertragen war. Sogar im Libanon haben die Christen im Zuge dessen begonnen, in den letzten Jahrzehnten mit dem zionistischen Regime gemeinsame Sache zu machen. So hat abscheulicherweise diese Woche eine christlich-libanesische Ministerin in einem ausführlichen Interview mit der BBC genau die gleichen Positionen wie Israel und die USA vertreten. Diese Haltung steht aber nicht für das Christentum, bzw. den Katholizismus als solchen, im Gegenteil, es ist die Haltung viele Katholiken eine ganz andere.“[4]

Die AIK wusste natürlich vom engen Verhältnis Friedmans zu führenden Rechtsextremisten, denn bereits im Dezember 2003 hatte das Wiener Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) eine Meldung über ein Interview mit ihm publiziert, in dem er die Palästinensergebiete als „ein riesiges Konzentrationslager“ und Theodor Herzl als „geistigen Vater jener Entwicklung, die zum Holocaust führte“, bezeichnete. Friedman ging aber noch einen Schritt weiter und machte offen dem Antisemitismus der Marke Möllemann und Hohmann die Aufwartung: Diese hätten nur von ihrer „Meinungs- und Redefreiheit“ Gebrauch gemacht. Er betonte, dass ein „Großteil der Zionisten […] nicht einmal jüdischer Abstammung“ sei, „während die Araber doch ohne Frage Semiten sind“. Friedman, der alle Juden und Jüdinnen, die nicht seine kruden Ansichten teilen, zu „Zionisten“ oder „Gottlosen“ erklärt, behauptete schließlich, diese würden „international aus Geschäfts- und Machtinteressen die Holocaust-Industrie“ betreiben. Mit Aussagen wie diesen bedient er genau antisemitische Ressentiments. [5]

Wer die AIK und ihren Dunstkreis sachlich und mit Tatsachen konfrontiert, dem wird nicht sachlich geantwortet. In bewährter Manier wird man dann als „zionistisch“, „antideutsch“ oder „antinational“ etikettiert, um sich als verfolgte Unschuld darstellen zu können. All diese Manöver können aber nicht vergessen machen, dass die AIK Verständnis für Holocaustleugnung aufbringt.

NB Die im Dunstkreis der AIK befindliche Initiative “Gaza muss leben” hat auf ihrer Homepage einen Protestbrief von Univ.Prof. Dr. Walter Sauer * publiziert, der an das evangelische Albert-Schweitzer-Haus in Wien gerichtet ist. Dieser österreichische Universitätsprofessor schreibt u.a.: “Gerade deshalb dürfen wir heute unsere Augen nicht vor dem schleichenden Völkermord verschließen, den Staatsideologie und Staatspraxis des Judentums an den Palästinensern, insbesondere im Gazastreifen, verursachen.[6]

Damit hat die Initiative “Gaza muss leben” einen zusätzlicher Beweis für ihre antisemitische Tendenz geliefert, die mit der schleichenden Verharmlosung des Völkermords an Juden einhergeht.


[1] http://www.antiimperialista.org/index.php?option=com_content&task=view&id=5686&Itemid=229

[2] http://www.jungewelt.de/2008/05-20/038.php

[3] www.doew.at/aktuell/aktion/aik3.htm
www.doew.at/aktuell/aktion/aik4.htm
www.doew.at/aktuell/aktion/aik8.html

[4] http://www.antiimperialista.org/index.php?option=com_content&task=view&id=4615&Itemid=82

[5] http://www.doew.at/frames.php?/projekte/rechts/chronik/2003_12/zurzeit.html

[6] Anm. der Redaktion der deutschsprachigen Ausgabe des Faculty Forums: Offensichtlich aufgrund zahlreicher Proteste gegen die Äußerungen Sauers wurde der Artikel von der Homepage von “Gaza muss leben” entfernt. Er kann jedochhier nachgelesen werden.


* Anmerkung der Redaktion des Faculty Forums: Univ. Prof. Dr. Walter Sauer lehrt am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien

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