Presseerklärung – Neonazi-Idol an der Uni?

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AkademikerInnen für Frieden im Nahen Osten
SPME Austria
c/o Österreichisch-Israelische Gesellschaft
Lange Gasse 64/II/15,
A-1080 Wien

Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich
c/o DÖW,
Wipplingerstr. 6-8,
1010 Wien

Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich
Seitenstettengasse 4
1010 Wien

Presseerklärung, 8. Mai 2009

Neonazi-Idol an der Uni?

Scholars for Peace in the Middle East Austria (SPME Austria),die Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich und der Bundesverband der Israelitischen Kuitusgemeinden in Österreich protestieren gegen Finkelstein-Auftritt an der Wiener Universität.

Am 27. Mai 2009 soll am Campus der Universität Wien (ehemaliges AKH) eine Vortragsveranstaltung mit dem antiisraelischen Agitator Norman Finkelstein stattfinden. Finkelstein soll über den israelisch-palästinensischen Konflikt sprechen und es ist davon auszugehen, dass er einmal mehr seine krude

und gefährliche These, wonach die „Zionisten“ den Holocaust dazu nützen würden, um jede Kritik an israelischer Politik zum Verstummen zu bringen, vortragen wird.

Finkelstein hat mit seinem berüchtigten Buch „Die Holocaust-Industrie“ – ein hetzerischer Titel, dessen Urheberschaft bezeichnender Weise auch die beiden neonazistischen Geschichtsfälscher David Irving und Ernst Zündel für sich beanspruchen – zur Relativierung der Shoah und Verbreitung des Antisemitismus beigetragen, nicht zuletzt indem er dort die Singularität des nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen offen in Abrede stellt. Das fällt gerade in Österreich, das so lange Schwierigkeiten mit der Annahme von Schuld gehabt hat, auf fruchtbaren Boden. Gerade jene fast 50% der ÖsterreicherInnen, die meinen, dass „die Juden den Holocaust für ihre Zwecke ausnutzen, fühlen sich durch ein derartiges Machwerk bestätigt.

Dementsprechend groß ist auch das Wohlwollen, welches Finkelstein sich in rechtsextremen bis neonazistischen Kreisen erworben hat. „Ein Jude spricht die Deutschen frei!“, titelte etwa die neonazistische Nationalzeitung im September 2000 euphorisch.

Alfred Schobert hat für das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) die Rolle Finkelsteins im Diskurs der extremen Rechten analysiert. Sein zusammenfassendes Urteil über die Bedeutung des antizionistischen Agitators für die Beförderung des Antisemitismus: „Finkelstein ist der Sohn von Holocaustüberlebenden, der noch lebenden Opfern der Nazis Schaden zufügt; er will die Erinnerung an die Opfer wahren, doch er untergräbt sie. Finkelstein versteht sich als radikaler Linker, der indes (…) Wasser auf die Mühlen der extremen Rechten leitet. Das ist der sachliche Hintergrund, vor dem man Finkelstein einen ‚jüdischen David Irving’ genannt hat.“ (Dietzsch, M.; Schobert, A.

(Hg.): Ein „jüdischer David Irving“? Norman G. Finkelstein im Diskurs der Rechten- Erinnerungsabwehr und Antizionismus. Duisburg 2001, S. 6)

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) schreibt über Finkelstein u. a.: „Dass sich Finkelstein als Jude Angriffe leisten kann, die ansonsten umgehend als antisemitisch

identifiziert werden, macht ihn so bedeutend für die rechtsextreme Szene. Als der ‚revisionistische’ Geschichtsfälscher David Irving bereits Anfang der 90-er Jahre über die ‚Holocaust-Industrie’ schwadronierte, kam er damit über die engere Szene nicht hinaus. Erst Finkelstein schaffte es, dieses Unwort im etablierten Medien-Diskurs zu verankern. Wenn auch Finkelstein die Shoah nicht grundsätzlich leugnet, so verbindet ihn vieles mit dem von ihm so geschätzten Irving. Das ‚revisionistische’ National Journal meint etwa auf seiner Homepage über die beiden so unterschiedlichen Kämpfer gegen die ‚Holocaust-Industrie’: ‚Zwei Männer – Eine Erkenntnis!’“

(http://www.doew.at/projekte/rechts/chronik/2001_02/finkel.htm l)

Zu dieser politischen Problematik kommt Finkelsteins mehrfach dokumentierte Neigung zu persönlichen und diffamierenden Angriffen gegenüber Wissenschaftern, wie Alan Dershowitz, Benny Morris und anderen, die seine Meinungen nicht teilten. Dies hat schließlich dazu geführt, dass ihm die unbefristete Anstellung als Dozent verweigert wurde und er den Titel Universitätsprofessor zu Unrecht trägt. Auch die internationale Wissenschaftervereinigung Scholars for Peace in the Middle East

wurde vor einiger Zeit von Finkelstein als „Nazi-PHDs“ diffamiert.

Bezeichnenderweise wird diese Veranstaltung auch in der rechtesextremen Szene beworben. Aber schon angesichts der Bedeutung Finkelsteins für den Kampf gegen die Erinnerung an die Shoah und gegen Israel als jüdischen Staat ist davon auszugehen, dass am 27. Mai auch Neonazis aufmarschieren werden, um einem ihrer Idole zu lauschen.

SPME, der Bundesverband der Israelitischen Kuitusgemeinden in Österreich sowie die Aktion gegen den Antisemitismusin Österreich protestierten am 8. Mai in einem offenen Brief an den Rektor der Universität Wien gegen den Finkelstein-Auftritt und ersuchten diesen, die Vergabe des Raumes noch einmal zu überdenken.

Für den Vorstand von SPME Austria:

Mag. Dr. Ruth Contreras,
HRätin i.R

Ruth.contreras@wavenet.at
spme.org

Für die Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich:

Hon. Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer

aktion@gegendenantisemitismus.at
www.gegendenantisemitismus.at
Tel. 22 89 469 / 317

Für den Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich
Dr. Ariel Muzicant, Präsident
Mag.Raimund Fastenbauer, Generalsekretär
Generalsekretariat der IKG
Tel. 53104 -105

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