Abbas riskiert seine Reputation

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http://www.abendblatt.de/daten/2008/03/25/861416.html

Noch ist eine echte Verschränkung der Hamas mit dem verfeindeten innerpalästinensischen Konkurrenzverein Fatah nicht in Sicht. Doch falls sie tatsächlich zustande käme, würde sie eine dramatische Eskalation im schwelenden Nahost-Konflikt bedeuten. Nach Ansicht von Sari Nusseibeh, dem hoch angesehenen palästinensischen Präsidenten der Al-Quds-Universität in Jerusalem, mutet die Charta der Terrororganisation Hamas an wie aus dem NS-Hetzblatt “Der Stürmer” entnommen. Garniert von blindwütigem Antisemitismus, fordert diese Charta die Vernichtung des Staates Israel und die Schaffung eines islamischen Gottesstaates auf dem gesamten ehemaligen Mandatsgebiet Palästina – das damals auch Jordanien einschloss.

Es bedarf keines analytischen Genies, um sich die Konsequenzen für die gesamte Mittelmeerregion auszumalen, falls die Hamas jemals in die Lage versetzt würde, ihre Visionen auch nur teilweise umzusetzen. Dagegen wäre der Irak dann eine Insel des Friedens und der Stabilität.

Man muss die oft übermäßig robuste israelische Politik gegenüber den Palästinensern nicht immer gutheißen – doch dass der jüdische Staat in Duldungsstarre gegenüber einer Organisation verharren soll, die seine Vernichtung plant, wäre wohl ein wenig viel verlangt.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und seine Fatah täten sich keinen Gefallen, sich mit der machtgierigen Hamas ins Bett zu legen. Abbas, der sich nach Kräften bemüht hat, den Ruf der unter dem verschlagenen Jassir Arafat als abgrundkorrupt geltenden Fatah zu retten, verlöre in einer Allianz mit der Hamas jede politische Gestaltungsmöglichkeit und jede internationale Reputation.

Welchen Sinn hätte es auch, eine Koalition zu fördern, deren stärkerer Partner Verhandlungen grundsätzlich als Zeitverschwendung betrachtet?

Abbas riskiert seine Reputation

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