Theodor Much: Bericht über die Israel – Palästina Diskussion in Linz am 20.1.2010

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Die Israel – Palästina Diskussion – initiiert von der Linzer „Friedensbewegung“ – fand am 20.1.2010 in der Linzer Volkshochschule statt.

Die Diskussion wurde vom Friedensforscher Prof. R. Steinweg geleitet, mit dem ich mich mehrmals vor der Diskussion traf.

Mein Kontrahent am Podium war Michael Ingber (ein gebürtiger Amerikaner, der viele Jahre in Israel lebte und dort angeblich 16 Jahre als Berufssoldat diente).

Mir war schon vor der Diskussion bekannt, dass Ingber ein scharfer Israelkritiker ist und in Österreich (auch im Auftrag des Unterrichtsministerium) Schüler über den Nahostkonflikt „aufklärt“ und, dass es für mich nicht leicht sein wird, denn, dass die Stimmung gegen Israel (und natürlich auch gegen die USA) sein wird, war mir längst klar. Doch meine schlimmen Erwartungen wurden bei weitem übertroffen.

Der Saal war fast voll, es kamen rund 100 Personen, viele von ihnen Mitglieder oder Sympathisanten der Friedensinitiative.

Bis auf wenige Ausnahmen gab es im Publikum keine Sympathien für Israel und das Image Israels ist leider sehr schlecht. Das hat mehrere Gründe wie etwa: Massive antijüdische und antiisraelische Vorurteile (nicht gleichzusetzen mit Antisemitismus, denn man kann Vorurteile haben ohne zu hassen und Antisemitismus bedeutet Hass gegen Juden), einseitige Medienberichterstattung (die meisten Journalisten sind an Wirkungen bzw. Folgen, aber nicht an deren Ursachen für das manchmal harte (doch legitime) militärische Vorgehen Israels interessiert, außerdem fehlt bei vielen selbsternannten „Nahostexperten“ eine solide Kenntnis des geschichtlichen Backgrounds des Konflikts. Erschwerend kommt hinzu, dass Israel längst die PR-Schlacht gegen die moslemische Welt verloren hat, auch weil Israel die Bedeutung der PR in aller Welt lange Zeit unterschätzt hat.

Doch ganz schlimm wird es, wenn verbitterte Israelhasser (nicht selten Juden), ihre teils wirren Thesen verbreiten, die dann – bedingt durch Vorurteile und Unwissen der Zuhörer – auf fruchtbaren Boden fallen.

Im Einleitungsstatement sprach ich über Kritik im Allgemeinen und der speziellen, einseitigen antiisraelischen Kritik. Ich erwähnte, dass kein intelligenter Mensch etwas gegen eine ausgewogene und faire Kritik hat und das gilt natürlich für Staaten und selbst Religionen, also auch für Israel und das Judentum.

Dann erklärte ich den antizionistischen Antisemitismus und woran man diesen erkennt (u. a. an den 3 „Ds“ = Delegitimierung Israels = kein Existenzrecht für Israel, Dämonisierung Israels und Doppelstandard der Kritik). Dabei nannte ich auch die Namen bekannter jüdischer Israel-Hasser wie Chomsky, Judt und Finkelstein, was einigen im Saal nicht gefiel (sie unterbrachen mich lautstark). Der antizionistische Antisemitismus ist auch nicht selten gekennzeichnet durch Nazivergleiche Israels, antisemitische Klischees (Weltherrschaftsfantasien, Zitaten der Rache aus der Thora und sogar Ritualmordlegenden) und der Gleichsetzung des islamistischen Terrors mit allen Verteidigungsaktionen Israels.

Ich sprach auch über das schlechte Image Israels und die Ursachen für dieses miserable Image und erzählte kurz über die Reise von mehreren christlichen Freunden meiner Tochter zu ihrer Hochzeit im vergangenen Juni (in Jad Ha-Schmona) und wie sich an Ort und Stelle ihre vorgefassten und negativen Ansichten über Israel total änderten.

Im Verlauf der Diskussion widerlegte ich auch die folgenden Mythen, die Israelgegner gerne verbreiten:

1. „Der (angeblich) ungerechte Teilungsplan der UNO von 1947“ (der schon deswegen nicht ungerecht war, weil schon 1922 80% vom historischen Palästina abgetrennt wurde und zum Staat Jordanien erklärt wurde und von den restlichen 20% Palästinas die Juden zwar 55% erhalten sollten, doch über 50% dieses Territoriums galt damals als unbewohnbar, weil Wüste);

2. „Die Palästinenser als Opfer der Judenverfolgung in Europa“ (doch Pogrome und Zwangsmissionierungen gab es auch in allen islamischen Staaten zu allen Zeiten, dazu noch den Dhimmi Status, mit allen Bekannten Benachteiligungen und Demütigungen von Juden und Christen);

3. Die (angebliche) gezielte Vertreibung der Palästinenser aus Israel (dabei sprach ich auch über die 900.000 vertriebenen Juden aus arabischen Staaten, von denen heute keiner mehr spricht). Ich erwähnte auch, dass 160.000 Araber im Land verblieben und Staatsbürger Israels wurden. Heute sind bald 20% der Bevölkerung Moslems, sie alle genießen demokratische Rechte.

Kurz sprach ich auch über das geschichtlich und religiös begründete Existenzrecht Israels (dieses wird ja oft bezweifelt) und zeigte dabei, dass man Israels Existenzrecht selbst aus dem Koran (Sure 5.21, Sure 7.137) ableiten kann.

Danach referierte ich über den Terror der Palästinenser seit 1920 – auch über die Rolle des Nazi-Mufti – bis zum heutigen Tag und über die großen Kriege von1948 und 1967, die ja arabische Staaten zweifelsfrei auslösten (obwohl Israel dem Teilungsplan der UNO und selbst der Teilungsempfehlung der Peel Kommission zustimmte). Ich erwähnte auch, dass ohne den von Ägypten ausgelösten 6-Tagekrieg (Vertreibung der UNO Soldaten, Sperre des Golfes von Akaba etc.) Israel die Westbank, Gaza und Ost-Jerusalem nicht eingenommen hätte.

Ich besprach auch das 3-fache „Nein“ von Khartum (keine Verhandlungen, keine Anerkennung, kein Frieden mit Israel) und das Verhalten Arafats, der alle Friedensangebote Israels bei den diversen Friedenskonferenzen (Oslo bis Taba) strikt ablehnte.

Dann erläuterte ich den Zuhörern den antisemitischen Charakter der Hamas (Jihad-Ideologie und der Hamas Charta, z. B. Artikel 7: „Es ist die Pflicht eines jeden Moslems Juden umzubringen…“) und die Ursachen des Gaza Krieges (sprich: Israels Recht auf Selbstverteidigung nach UNO Artikel 51 und 4. Genfer Menschenrechts Konvention). Ich erwähnte auch die noch gültige PLO-Charta mit ähnlich schlimmen Dogmen.

Hier berichtete ich auch über die ARTE Sendung mit dem Titel „Allahs Bräute“, in der eine junge Palästinenserin im Interview erläutert warum sie sich in einem israelischen Spital (wo sie wegen Verbrennungen 6 Monate lang behandelt wurde), in die Luft sprengen wollte. Sie erklärt es mit dem Satz: „Schon als Kind wollte ich Märtyrerin werden und das was ich tat war um der Gnade Allahs würdig zu sein.“

Außerdem betonte ich auch vor den Zuhörern mehrmals, dass Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten ist, was offensichtlich vielen Menschen bis heute nicht klar ist (Anmerkung: obwohl es bis heute noch einige klare Demokratie-Defizite gibt, über die ich aber nicht sprach).

Aus Zeitmangel konnte ich nicht über die viel kritisierte Mauer sprechen (ich hätte gerne über all die anderen Mauern in der Welt gesprochen, die nie kritisiert werden, wie z. B. die drzt. von Spanien (mit EU Geldern subventionierte errichtete schwer befestigte Mauer in Nord-Afrika gegen Einwanderer).

Auch über diverse sogenannte NGOs konnte ich aus Zeitmangel nichts mehr sagen, wie u. a. über die Organisation „Human Rights Watch“, deren Direktor ein fanatischer Israelhasser ist, der auch „Verständnis“ für das Massaker gegen Israels Olympia Mannschaft in München zeigte.

Hilfreich für die Argumentation ist auch das neue (und mutige) Buch von Sari Nusseibeh „Es war einmal ein Land“, aus dem ich mehrmals zitierte. Dort schreibt er u. a. über die Ursprünge des Judentum in Jerusalem und über den Hamas Terror gegen Zivilisten (Selbstmorde in Bussen etc.) und, dass dieser wahnsinnige Terror Mitschuld sei am wirtschaftlichen Niedergang in der Westbank, an der Errichtung von Siedlungen und sogar am Rechtsruck in Israel.

Bemerkenswert waren auch mehrere Zwischenrufe aus dem Publikum (denen natürlich Ingber nicht widersprach), wie u. a.: „Die aus den arabischen Ländern nach Israel zugezogenen Juden sind nicht vertrieben worden, sie verließen das Land auf Initiative Israels“ und als ich als Schlusswort den ARD Korrespondenten Richard Schneider (mit dem ich ständig in Kontakt bin) zitieren wollte, mit einem positiven Bericht über die drzt. gute wirtschaftliche Entwicklung der Westbank und über seine Ansicht, dass die Hamas, genauso wie die Siedler, kein Gesprächspartner für Friedensverhandlungen seien (weil beide einen Einheitsstaat anstreben), schrie ein Zuhörer spöttisch: „er heißt doch CHAIM Schneider“ (womit er ausdrücken wollte, dass seine Stimme als Jude wenig Glaubhaft sein muss).

Obwohl ich auf die Diskussion gut vorbereitet war und auch sicher überzeugende Argumente einbringen konnte, war es mehr oder weniger ein Kampf gegen Windmühlen.

Wie ich schon eingangs sagte, hat Israel ein schreckliches Image in der Bevölkerung Österreichs (und auch n anderen Staaten), tw. bedingt durch bestehende Vorurteile, Antisemitismus, einseitige Berichterstattung, Tätigkeiten von meist linken Organisationen, die sich als „Friedensinitiativen verstehen“ und fast immer gegen die USA und Israel eingestellt sind.

Eine üble Rolle spielen auch die jüdischen Antizionisten (hier spielt jüdischer Selbsthass und Wichtigtuerei eine Rolle). Sie treten gerne auf als Kronzeugen gegen Israel (und das Judentum) auf und sind das, was die Kommunisten einst als „nützliche Idioten“ bezeichneten). Sie und viele Anti-Israel Organisationen verlangen auch massive internationale Sanktionen gegen Israel, aber bezeichnenderweise nicht gegen Länder wie Saudi-Arabien, China oder Russland.

Ein solcher jüdischer Antizionist ist auch Michael Ingber, der von keinem meiner Argumente sich auch nur im Geringsten irritieren ließ.

Die Grundthesen des Michael Ingber lauten:

„Die Zionisten und Israel waren und sind an allem Unglück der Region zum Großteil Schuld.“

„Der Nationalismus der Zionisten war ein Blut- und Boden

Nationalismus“ (daher ist Israel nur ein Staat für die Juden).

„Der UNO Teilungsplan von 1947 war ungerecht“ (Anmerkung: damit legitimiert er den Angriff der arabischen Armeen auf Israel im Jahre 1948).

„Die Unabhängigkeitserklärung Israels gesteht den Nichtjuden keine vollen Rechte zu“ (Anmerkung: diese garantiert in Wirklichkeit ALLEN Bürgern – unabhängig von Religion, Rasse oder Geschlecht -soziale, politische und religiöse Freiheit, ferner Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur und spricht vom Frieden mit allen Nachbarn).

„Israel hat vom Anbeginn an jede friedliche Lösung sabotiert (das gilt auch für Oslo und Camp David etc.) und auch die Bevölkerung Israels will keinen gerechten Frieden, sondern nur einen Frieden zu Bedingungen, die für die arabische Seite inakzeptabel ist.“ „Israel muss auch endlich mit der Weltgemeinschaft Frieden schließen“ (Anmerkung: so als ob Israel Krieg gegen die Welt führt).

„In Camp David hat Barak zwar den Palästinensern 95% der Westbank versprochen, dieses Gebiet hätte aber trotzdem die Struktur eines Gefängnis.“

„Israels Gesellschaft ist unfähig zum Frieden mit anderen“

„Die Mehrheit der Juden in Israel will nur Ruhe, egal was mit den Palästinensern passiert. Deswegen ist die Mauer so populär.“

„In Israel herrscht kein Verständnis und Mitgefühl für das Leiden der Palästinenser.“

„Israel achtet die Menschenwürde nicht und ist respektlos gegenüber den Palästinensern“ („Beweis“: „Blockade Gazas“).

„Israel ist keine wirkliche Demokratie, denn dort werden die Grundrechte der moslemischen Staatsbürger und anderer Minderheiten negiert. Araber und jüdische Frauen werden in Israel benachteiligt, Araber können in Israel keinen Boden kaufen.“

„Es gibt keine Friedenserziehung in Israel. Das Bildungsministerium arbeitet eng mit der Armee zusammen. In israelischen Schulen werden durch Militärs die Schüler zum Ultranationalismus erzogen. Das kann verglichen werden mit der Erziehung zu Märtyrern in arabischen Gesellschaften. Es existiert eine Liste von Schulen, die nicht genug für den Nationalismus tun, diese werden dementsprechend von den Behörden behandelt“ (Anmerkung: diese Wortwahl erinnert bewusst an die berüchtigten „Sonderbehandlung“ der Nazis. Er stellt hiermit diejenigen, die Moslems zu Selbstmörder erziehen, auf eine Stufe mit den israelischen Militärs die Schulen besuchen!!!).

„Die Erziehung zum Märtyrertum (also Selbstmörder) gibt es auch auf israelischer Seite: siehe Gedenktage und patriotische Zeremonien.“

„Die jüdisch-israelische Gesellschaft benötigt eine Therapie“

(gemeint ist einen psychiatrische Behandlung). „Die Palästinenser können aber auf diese Therapie nicht warten.“

„Israelische Blockaden und Militäraktionen sind total assymetrisch“ (Anmerkung: das Recht auf Selbstverteidigung wird von ihm nicht erwähnt).

„Die arabischen Staatsbürger Israels müssen als Israeli bezeichnet werden und nicht als der Feind im Inneren“

„Vor der Hamas muss man sich nicht fürchten, sie ist ein demokratisch gewählter und legitimer Gesprächspartner, sie kann Israel nicht vernichten.“ „Selbst eine Hudna (Erklärung: Waffenstillstand auf Zeit, der lt. Koran jederzeit gebrochen werden kann) muss Israel akzeptieren.“

„Die PLO hat Israel längst anerkannt und ihre Charta geändert“ (Anmerkung: obwohl ich ihm die drzt. gültige und durchaus schreckliche PLO Charta vorgelesen habe). PLO und Hamas sind legitime Gesprächspartner.“

„Israels Armee muss zuerst aus all den besetzten Gebieten abziehen, das ist der erste Schritt vor der Versöhnung.“

„Grausame Regierung Israels“

„Die Selbstmordattentate waren eine Reaktion auf das Massaker von Baruch Goldstein 1994“ (Anmerkung: den arabischen Terror seit 1948 negiert er).

„Wenn arabische Terroristen ein Attentat gegen Zivilisten in Israel verüben und 15 Menschen dabei sterben, dann ist das gleichzusetzen mit einem israelischen Bomberpilot, der Bomben auf Ziele in palästinensischen Gebieten abwirft und dabei 15 Menschen tötet.“

Für all seine Thesen, die er in schöne und sanfte Worte verpackte, erhielt er viel Applaus vom Publikum. Mich sah das Publikum eher als einseitigen Propagandisten Israels.

Mir war vom Anfang an klar, dass ich es in Linz nicht leicht haben werde. Trotzdem meine ich, dass wir uns dieser Herausforderung stellen sollten, auch wenn die PR Schlacht mit den Israel Hassern schon fast verloren ist. Denn der arrogante Standpunkt: „lo ichpat ma-schehagoim omrim“ (es ist egal was die Nichtjuden denken) sollte der Vergangenheit angehören.

Es ist traurig und irgendwie charakteristisch, dass ein derart einseitiger Israelgegner und Antizionist wie Ingber, vom Unterrichtsministerium ausgeschickt wird, um Schülern und Lehrern den Nahostkonflikt zu erklären.

Theodor Much: Bericht über die Israel – Palästina Diskussion in Linz am 20.1.2010

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