Was ist gewerkschaftlich – und wie kommt der linke Antisemitismus zustande?

Der Sammelband zu einer Konferenz der Hans-Böckler-Stiftung zu diesem Thema
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Was ist gewerkschaftlich – und wie kommt der linke Antisemitismus zustande?
Exklusive Solidarität: Linker Antisemitismus in Deutschland. Matthias Brosch, Michael Elm, Norman Geißler, Brigitta Elisa Simbürger and Oliver von Wrochem. Published by Metropol, 2006. EUR 24,00 pp.440

http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=18716

Die Frage, ob Antisemitismus und Antizionismus Ausdruck von rechter, nationalistischer und rassistischer Gesinnung ist, hat bereits Hannah Arendt verneint und den Antisemitismus als Ergebnis des im 18. und 19. Jahrhundert entstandenen Nationalismus und Imperialismus dargestellt. Diese national-völkische Ideologie sei in allen Schichten der Bevölkerung und allen gesellschaftlichen Gruppen vorfindbar, damit eben auch in den Gewerkschaften und der Linken überhaupt. Freilich galt es lange Zeit als Übereinstimmung in der Linken, antisemitische Einstellungen eher zu tabuisieren, also nicht darüber zu sprechen und bestenfalls den linken Antisemitismus zu theoretisieren.

Die „komplizierte Geschichte“ von linken Positionen, die von der frühen Marxschen Kapitalismuskritik und frühsozialistischen Formen des Antizionismus bis zum Vorwurf von Stephan Grigat, der linke Antisemitismus resultiere nicht aus dem Marxschen Denken, sondern aus dem Desinteresse großer Teile der Linken gegenüber der Marxschen Kritik, reichen, ist nicht zu verstehen, ohne die vielleicht zwei Anker der antisemitischen Einstellungen von Teilen der Linken zu berücksichtigen: Da ist zum einen der latente Antisemitismus in großen Teilen der deutschen und westeuropäischen Bevölkerung; zum anderen der Adornosche Imperativ, alles Handeln so einzurichten, dass Auschwitz sich nie wiederhole.

Von den Promovierenden der gewerkschaftsnahen und gemeinnützigen Hans-Böckler-Stiftung geht eine Diskussion aus, der als „Antisemitismus-Streit in der Hans-Böckler-Stiftung“ (Matthias Küntzel, in: Jungle World, Mai 2005) tituliert wurde. Als am 10. Februar 2003 eine E-Mail kursierte, in der M., offensichtlich ein Stipendiat der HBS mit arabischem Migrationshintergrund, zu den Themenkomplexen „Irak“, „Israel“, „Öl-Frage“ und „Bush“ ausgewählte Zitate und Kommentare verbreitete und dabei auch das Stereotyp einer „Jüdischen Weltverschwörung“ ansprach, indem er einen britischen Labor-Abgeordneten zitierte, dass das „gegenwärtige amerikanische Regime“ von einer „abscheulichen Mischung aus christlich-fundamentalistischen Evangelikalen, unbarmherzigen Zionisten und der Ölwirtschaft beherrscht, regiert und motiviert“ werde – da entwickelte sich in der Mailing-Liste eine aufgeregte und kontrovers geführte Diskussion, die schließlich zu einer von den Stipendiaten der HBS angeregten Konferenz vom 26. bis 28. November 2004 in Berlin führte: „Antisemitismus in der deutschen Linken“.

Die in der Konferenz gehaltenen Referate und Diskussionsbeiträge werden in dem Sammelband „Exklusive Solidarität. Linker Antisemitismus in Deutschland“ abgedruckt. Die Herausgeber des 440 Seiten umfassenden Buches gehen dabei in der Einleitung auch darauf ein, dass seitens der Leitung der HBS im Laufe der Auseinandersetzungen um M.s E-Mail der Eindruck entstehen konnte, dass die Diskussion „abgewürgt“ werden würde; wohingegen sich der zuständige Leiter Promotionsförderung der HBS, Uwe-Dieter Steppuhn, sich von den Inhalten der E-Mail distanzierte und feststellte, „dass in der Hans-Böckler-Stiftung keine antisemitischen Positionen unterstützt würden“. Den Herausgebern des Tagungsbandes ist es wichtig, „die Frage nach dem je eigenen Selbstverständnis der Stipendiaten über das Verhältnis zur deutschen Geschichte, zum Nahostkonflikt und zu Israel zu stellen“. Inwieweit der Vorwurf gerechtfertigt ist, dass die Verantwortlichen der HBS in den Diskussionsprozess regulierend eingreifen wollten, indem sie die bei der Vorbereitungstagung zur Konferenz gehaltenen Vorträge von Werner Konitzer „Antisemitismus und Moral“ und von Matthias Küntzel „Unschuld und Abwehr“ nicht mit in den Tagungsband aufnehmen ließen, mögen die Leser selbst entscheiden (Zeitschrift „Mittelweg 36, 2/2005, S. 24-35 des Hamburger Instituts für Sozialforschung und Jungle World 19, 11.5.2005).

Die Gliederung des Sammelbandes folgt der historischen und aktuellen Situation. Im ersten Teil geht es um „Frühformen von linkem Antisemitismus in Deutschland“, im zweiten um das „Verhältnis von politisch Verfolgten und Juden 1933 – 1945“, im dritten um „Antisemitismus und nationale Identität“, im vierten um „Antizionismus und Antiamerikanismus in der DDR und in der bundesrepublikanischen Linken“ und schließlich im fünften Teil um den „Nahostkonflikt, Europa und die deutsche Linke“. Im Dokumentationsteil werden, als Kompromiss der Herausgeber gegenüber den Positionen der HBS, zwei kontroverse Positionen zu „Israelkritik oder antisemitische Auslassungen. Der Nahostkonflikt und die radikale Linke in Deutschland“ abgedruckt.

Der Vikar einer katholischen Kirchengemeinde, Markus Kneer, diskutiert im ersten Teil in seinem Beitrag „Rationalistischer Antijudaismus im 19. Jahrhundert“ antijüdische Vorurteile bei Hegel, Feuerbach, Bauer und Marx. Er kommt zu dem Ergebnis, dass „die antijüdische Polemik Hegels und der Linkshegelianer einer Struktur folgt, die primär weder einem religiös-antijudaistischen noch einem rassistisch-antisemitischen Muster entspricht“. Vielmehr werde die Bewertung des Judentums dadurch bestimmt, dass sich das daraus entwickelte philosophische Denken nicht in das Systemideal des dialektischen Denkens einordnen lässt, „einer Gestalt der Geschichte…, die im dialektischen Fortschritt alle Wirklichkeitsbereiche erfasst und dem erkannten und benennenden Ziel der Geschichte zuführt“.

Mario Keßler von der Yeshiva University New York gibt einen Überblick über „Die SPD und der Antisemitismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“. Er informiert also über die Zeit von der Reichsgründung 1871 bis zur Frühgeschichte der Bundesrepublik. Obwohl bei den Sozialdemokraten, insbesondere bei denen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft im Exil lebten, kein Zweifel daran bestanden hätte, dass „der Antisemitismus gegen die Republik insgesamt und besonders gegen die Sozialdemokratie gerichtet war“, zeige sich in der historischen Betrachtung kein einheitlicher Widerstand gegen jede Form von antisemitischer Politik. Freilich seien es auch in der Nachkriegszeit die Sozialdemokraten gewesen, die diplomatische und kulturelle Kontakte mit Israel anbahnten.

Der Historiker und Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Olaf Kistenmacher, analysiert in seinem Beitrag antisemitische Denkformen in der Kommunistischen Partei Deutschlands in der Zeit der Weimarer Republik. Erkennbar wird dabei, dass die deutschen Kommunisten der einfältigen und eindimensionalen antikapitalistischen Spur folgten, der zufolge die Juden nicht nur als Repräsentanten des Kapitals angesehen wurden, sondern als „Personifikationen der unfassbaren, zerstörerischen, unendlich mächtigen, internationalen Herrschaft des Kapitals“ galten.

Den zweiten Teil beginnt die Berlinerin Regina Scheer mit der Betrachtung der „Geschichte der Herbert-Baum-Gruppe und die Instrumentalisierung der Erinnerung“. Der 1942 20jährige jüdische Kommunist Herbert Baum sammelte eine Gruppe von Gleichgesinnten, überwiegend Juden, in Berlin um sich, um in Schulungszirkeln verbotene Bücher zu lesen und marxistische Literatur zu studieren. Ein Brandanschlag auf die von den Nazis gezeigte Hetz-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten führte zur Verhaftung, Verurteilung und Hinrichtung von mehreren Beteiligten, aber auch einer Reihe von Unbeteiligten, etwa von Inhaftierten des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Die Geschichts- und Erinnerungsverdrehung in der DDR um die „Mitglieder der antifaschistischen Widerstandsgruppen um Herbert Baum“ wirft ein bezeichnendes Licht auf den Umgang mit genehmer und unangenehmer Geschichte.

Die Historikerin Linde Apel schreibt über ihre Arbeit als Leiterin der Hamburger „Werkstatt der Erinnerung“, indem sie Erinnerungsgeschichten von jüdischen und nichtjüdischen Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück darstellt. Die Lagererfahrungen jüdischer Häftlinge seien dabei bestimmt von den auf Antisemitismus, Rassismus und Terror gründenden Machtverhältnissen. Der Bremer Erziehungswissenschaftler Jörg Wollenberg unternimmt mit seinem Text „Die ‚roten Kapos’ – ‚rotlackierte Nazis’ und ‚willige Vollstrecker’ der SS?“ den Versuch, den Gebrauchswert des Antifaschismus am Beispiel der KZ-„Funktionshäftlinge“ neu zu bemessen. Opfer und Täter zugleich? Die gesellschaftliche Aufarbeitung darüber steht noch aus. Die Berliner Literaturhistorikerin Birgit Schmidt unternimmt eine Klarstellung der in der DDR-Geschichtsschreibung vorgenommenen Bewertung der Exilliteratur von Kommunisten und verweist darauf, dass die kommunistische Literatur nicht an die systematisch ermordete jüdische Bevölkerung Europas erinnern durfte.

Im dritten Teil „Antisemitismus und nationale Identität“ beginnt die Frankfurter Soziologin und Psychoanalytikerin Ilka Quindeau mit einer Reflexion über die psychologischen Funktionen des Antisemitismus, indem sie danach fragt, wie die sich im derzeitigen gesellschaftlichen Diskurs abzeichnenden Tendenzen von „Schuldabwehr“ auf eine nationale Identitätsbildung auswirken. Sie sieht dabei die Gefahr, dass ein „Antisemitismus, der aus der Mitte der Bevölkerung kommt“ wesentlich größere und gesellschaftlich gefährlichere Wirkungen erzielen kann, als der von Rechtsextremen veranlasste Antisemitismus und Rassismus.

Der an der University of Michigan tätige Politologe Lars Peter Rensmann verweist auf das Problem des sekundären Antisemitismus in der deutschen Linken. Durch eine ideologische Täter-Opfer-Umkehr, verbunden mit einer Erinnerungsabwehr bildet sich die Mixtur aus (neuer) Schuldzuweisung und (neuer) Solidarität mit den (anderen) Opfern. In einem Interview, das Brigitta Sinnbürger am 25. Februar 2005 mit Micha Brumlik führte und das als „autobiographische Reflexionen“ bezeichnet in den Band Aufnahme fand, werden die Standpunkte eines „Linken“ und „Grünen“ deutlich und seine Vision, „den Primat der Politik wieder zu betonen“, gegen die ökonomischen Mächte und gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Es ist hoffentlich kein Zeichen, sondern nur eine Nachlässigkeit des Herausgeberteams, dass die Erzieherin des „casa de moloon“-Horts in der Hamburger Schule Wielandstraße nicht im Verzeichnis der Autorinnen und Autoren des Bandes genannt wird. Denn ihr Beitrag „Pädagogische Konzepte gegen Antisemitismus in der Arbeit mit migrantischen Jugendlichen“ ist es wert, hervorgehoben zu werden. Die „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KigA) versucht, mit Workshops, Informations- und Aufklärungsveranstaltungen, Fortbildung von Multiplikatoren jeder Form von Vorurteilsbildung und Antisemitismus entgegen zu treten, auch und besonders dem islamistischen Antisemitismus.

Der vierte Teil „Antizionismus und Antiamerikanismus in der DDR und in der bundesrepublikanischen Linken“ wird mit dem Überblick von Christian Schwaabe vom Münchner Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft eingeleitet mit dem Beitrag „Antiamerikanismus in der deutschen Linken“. Dabei macht er Teil-, Halb- und Wahrheiten aus, zeigt Ressentiments und oberflächliche Sichtweisen auf und fordert die Linke auf, „viele jener urdemokratischen, auch egalitären Traditionen Amerikas positiv zu verstärken (zu) versuchen“. Andrei Steven Markovits von der Michigan Universität zeigt den Zusammenhang von Antiamerikanismus als dem „Zwillingsbruder des Antisemitismus“ auf. Nur die Bildung eines Vereinten Europas vermöge diesen unseligen Zusammenhang zu lösen.

Mit einem zweiten Beitrag mischt sich Jörg Wollenberg erneut in den Diskurs ein, indem er über die verhinderte Reintegration von jüdischen Intellektuellen in der westdeutschen Arbeiterbewegung nach 1945 nachdenkt. Der Wiederaufstieg der Nazis mit Hilfe der Gewerkschaften, der Sozialdemokratie wie auch die Blockierung von rückkehrwilligen jüdischen, sozialistischen und kommunistischen Emigranten in die westdeutschen Hochschulen, das seien bis heute kaum aufgeklärte, ja beinahe tabuisierte Skandalgeschichten.

Der Lehrbeauftragte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Thomas Haury, macht in seinem Beitrag deutlich, dass in der offiziellen Politik der DDR „Antizionismus als konsequenter Ausfluss ihrer generellen antiimperialistischen Grundhaltung“ betrachtet und praktiziert wurde. Dabei stellt er fest, dass der Antizionismus der DDR auch als veritabler „sekundärer Antisemitismus“ angesehen werden muss, der als spezifisch deutscher Antisemitismus „nicht trotz, sondern wegen Auschwitz“ zu klassifizieren sei. Der Berliner Verlagsredakteur und Publizist Martin Kloke reflektiert mit seinem Fragezeichen „Israel – Alptraum der deutschen Linken?“ die Befindlichkeiten, politischen Äußerungen und organisierten wie spontanen Aktionen von linken Gruppen in Deutschland. Vom nationalsozialistischen „Die Juden sind unser Unglück!“, bis zu den aktuellen Positionen – „Der Staat Israel ist das Problem!“ geht dabei die Spannweite der Einstellungen, die zum Teil allerdings eher von Indifferenz zeugen.

Der Politikwissenschaftler des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Wolfgang Kraushaar, nimmt sich in seinem Beitrag das „Verhältnis von Antizionismus und Antisemitismus in der militanten Linken der Bundesrepublik“ vor. An den verschiedenen Stationen, Aggregatszuständen und Separierungen zeigt er auf, dass die militanten Gruppen der radikalen Linken tatsächlich im Zionismus einen der imperialistischen Hauptfeinde sahen. Das bedeutet freilich nicht, dass die 68er Bewegung in ihrer innersten Konsequenz antisemitisch gewesen sei. Der Historiker und „taz“-Journalist Philipp Gessler diskutiert ebenfalls den „Antisemitismus und Antizionismus in der bundesrepublikanischen Linken bis 1989/90“ und zeichnet ihr Weiterbestehen bis zum Libanon-Krieg 2006 in einer Analyse von Leserbriefen und Positionsbestimmungen insbesondere in der linken Tageszeitung „junge Welt“ und in der „tageszeitung“ nach.

Im fünften Teil „Der Nahostkonflikt, Europa und die deutsche Linke“ berichtet die Politologin und Rundfunkjournalistin Mirjam Gläser darüber, wie sich die Nahost- und Erinnerungspolitik der deutschen Linken in arabischem Medien spiegelt. Die dort aufgenommenen Beispiele sollen den Eindruck vermitteln, dass es – zumindest bei den deutschen Linken – Bestrebungen gebe, „den vermeintlichen Anspruch von Juden und Israelis auf ein Opfermonopol zu brechen“, um so die arabischen Positionen im Nahost-Konflikt zu stärken. Die am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin tätige Juliane Wetzel referiert über „Antisemitismus in Europa“. Sie benennt dabei Belege, dass sich „der heutige Antisemitismus… teilweise alter Klischees (bedient), um einfache Antworten auf komplizierte weltpolitische Ereignisse und gesellschaftliche Probleme zu geben und der „Antisemitismus der Rechtsextremen in der öffentlichen Meinung Europas eher marginalisiert“ werde. Dadurch steige die Akzeptanz von antisemitischen Stereotypen in Europa fast unbemerkt von einer kritischen Öffentlichkeit.

Durch die Separierung von zwei Standpunkten – Stephan Grigats Beitrag „Kritik des aufgeklärten Antizionismus“ und Elfriede Müllers Statement „Die deutsche Linke auf Identitätssuche – Antisemitismus und Nahostkonflikt – wird zum einen der Kontroverse eine eher nebensächliche Bedeutung seitens der Herausgeber und der Hans-Böckler-Stiftung zugewiesen; andererseits erhalten dadurch die durchaus bemerkens- und bedenkenswerten, kontroversen Positionen ein besonderes Gewicht. Grigat verweist dabei die Auffassung – „Der aufgeklärte Antizionismus meint, die palästinensische Gewalt sei eine Reaktion auf den ‚israelischen Staatsterrorismus’“ – einer „Legitimation antisemitischer Massenmorde“ zu. In einem anderen Text macht er dabei deutlich: „Antisemitismus ist kein Standpunkt, sondern eine mentale Disposition, welche unbewusste Triebregungen, Konflikte und Neigungen verstärkt und manipuliert, anstatt sie zum Bewusstsein zu erheben und aufzuklären“.

Obwohl der Tagungsband eine Reihe von Mängeln (des Lektorats?) aufweist, ist alles in allem der Versuch zu begrüßen, die unterschiedlichen, kontroversen, vereinbaren und unvereinbaren Entwicklungen des linken Antisemitismus in Deutschland darzustellen. Dass dies nicht in jeder zu erwartenden Weise gelingt, ist ja auch ein Beleg dafür, dass der Prozess der Positionsbestimmungen, Meinungsbildungen und gesellschaftlichen Artikulations- und Machtformulierungen in vollem Gange ist. Den Anspruch „einer historisch vertiefenden Betrachtung des linken Antisemitismus“ wird der Tagungsband in jedem Fall gerecht. An mehreren Stellen der Beiträge wird darauf hingewiesen, dass für eine wissenschaftliche, objektive Betrachtung weitere Forschungen notwendig seien. Diese können durch den Sammelband angeregt werden.

Dr. Jos Schnurer (Jg. 1934) ist Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim.

Literaturangaben:
BROSCH, MATTHIAS / ELM, MICHAEL / GEISSLER, NORMAN / SINNBÜRGER, BRIGITTA ELISA / WROCHEM, OLIVER VON (Hrsg.): Exklusive Solidarität. Linker Antisemitismus in Deutschland. Metropol-Verlag, Berlin 2007. 440 S., 24 €.

Was ist gewerkschaftlich – und wie kommt der linke Antisemitismus zustande?

Der Sammelband zu einer Konferenz der Hans-Böckler-Stiftung zu diesem Thema
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