Ruth Contreras: Stellungnahme zu Gudrun Harrers Bericht über die Iran-Konferenz in Wien

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Anmerkung der Redaktion des deutschsprachigen Faculty Forums: Die untenstehende unveröffentlichte Stellungnahme wurde an die Redaktion des Standard übermittelt.

Da Scholars for Peace in the Middle East in einem Bericht von Frau Mag. Dr. Gudrun Harrer über eine Konferenz zum Iran im “Standard” vom 5. Mai direkt angegriffen und diffamiert wird, sehe ich mich veranlasst, dazu Stellung zu nehmen und erwarte, dass diese Stellungnahme auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Ich beziehe mich auf den Artikel von Gudrun Harrer: “Eine Konferenz als Roadshow: Prominente unterstützen eine Anti-Iran-Kampagne – vollinhaltlich?” Frau Harrer hat diese Konferenz, an der namhafte Wissenschafter aus Deutschland, Österreich, den USA und Israel teilnahmen wiederholt als Anti-Iran-Kampagne bezeichnet.

Sie unterstellt insbesondere der Wissenschafterorganisation Scholars for Peace in the Middle East, deren österreichische Sektion Mitveranstalter der Konferenz war, Denunziantentum. Wörtlich heißt es bei ihr im letzten Absatz des Artikels:

„….Und wer betreibt das Lobbying? Gegen Antisemitismus zu kämpfen ist nicht nur legitim, sondern eine Pflicht. Personen für ihre kritischen Meinungen als Feinde Israels zu denunzieren (als „antizionistisch“, was ganz bewusst in einem Atemzug mit antisemitisch genannt wird), wie die Mitveranstalter der Konferenz, die „Scholars for Peace in the Middle East“, das tun: Unterstützen das die Unterstützer der Konferenz ebenfalls? Das ist etwa Gerhard Mangott passiert, einem renommierten Politikwissenschafter in Innsbruck. Wie steht die Universität Wien, der Veranstaltungsort, dazu?“

Dazu erlaube ich mir folgendes festzuhalten:

  • Die wiederholte Bezeichnung dieser Konferenz als Antiiran-Kampagne ist falsch und irreführend. Frau Harrer begründete dies damit, dass eine Korrespondentin der “Iranic Republic News Agency” nicht zu der Konferenz zugelassen wurde. Mit Diskriminierung und auch mit Einschränkung der Pressefreiheit hat das allerdings nicht zu tun.

Wie ich in meiner Begrüßungsansprache am Samstag erwähnte, konnten wir bei dieser Konferenz in Freiheit über die Situation im Iran und die Bedrohung durch das derzeit herrschende Regime beraten. Ich wies darauf hin, dass es auch bei uns in Wien- Exiliraner gibt, die aus Angst vor Repressalien gegen ihre Angehörigen im Iran an dieser Konferenz nicht teilnahmen.

Die Entscheidung der Organisatoren der Konferenz, Vertreter der offiziellen iranischen Medien nicht zuzulassen, die ich voll unterstütze, hat damit zu tun, dass man nicht unnötig Menschen in Gefahr bringen wollte.

  • Bei der Nachfrage an Frau Harrer, worauf sie sich bei ihren Angriffen auf Scholars for Peace in the Middle East beziehe, antwortete sie wörtlich:

“in einem Atemzug”

….Our mission is to inform, motivate, and encourage faculty to use their academic skills and disciplines on campus, in classrooms, and in academic publications to develop effective responses to the ideological distortions, including anti-Semitic and anti-Zionist slanders….“

Hätte Frau Mag. Dr. Harrer den gesamten Text des SPME Mission- Statements gelesen, wäre sie wahrscheinlich nicht auf diese Interpretation gekommen. Es heißt dort:

“….The peace we seek in the Middle East is consistent both with Israel’s right to exist as a sovereign Jewish state within safe and secure borders, and with the rights and legitimate aspirations of her neighbors.

Our mission is to inform, motivate, and encourage faculty to use their academic skills and disciplines on campus, in classrooms, and in academic publications to develop effective responses to the ideological distortions, including anti-Semitic and anti-Zionist slanders, that poison debate and work against peace. SPME welcomes scholars from all disciplines, faith groups and nationalities who share our desire for peace and our commitment to academic integrity and honest debate.

SPME believes there is room for negotiation. SPME is trying to counterbalance the well-documented and increasing anti-Israel and anti-Semitic forces that have made their way to the college campuses today, as SPME believes they do not contribute to peace for anyone affected. ….”

Der vollständige Text ist hier nachzulesen: https://spme.org/aboutus.html

  • Zu Dr. Mangott beruft sie sich offensichtlich auf einen Satz aus einem von mir veröffentlichten Artikel zur Situation an österreichischen Universitäten https://spme.org/cgi-bin/articles.cgi?ID=3478 Ich zitiere wieder aus einem von Frau Harrer an mich gerichteten Schreiben, in dem sie zu meiner diesbezüglichen Frage lediglich den folgenden Satz zitierte: “Mangott weist die Hauptverantwortung an der derzeitigen Situation im nahen Osten Israel zu…” Auch hier verabsäumt sie es, auf die von mir dazu zitierte Quelle, einem Artikel von Gerhard Mangott ” Funktionalisierung der Shoah” http://www.gerhard-mangott.at/?p=186 hinzuweisen, in der es wörtlich heißt:

Wenn also die strategische Ausrichtung der israelischen Politik gegenüber seinen Nachbarn – allen voran die ausbleibende Zusammenarbeit mit der palästinensischen Autonomiebehörde unter Abu Mazen, die fortgesetzte physische Drangsalierung der palästinensischen Bürger, die anhaltende Besetzung der 1967 besetzten Gebiete – wenn auch nicht der einzige, aber doch ein wesentlicher Quell der Sicherheitsgefährdung Israels ist, stellt sich dringlich die Frage, ob die USA ihre eigenen Interessen gefährden sollen, indem sie das fehlgeleitete israelische Verhalten in der Region unterstützen.” Die Antwort auf meine Frage, wie sie diesen Passus interpretieren würde, ist Frau Harrer mir allerdings schuldig geblieben.

Nicht nur der Artikel von Frau Harrer, sondern auch ein Artikel mit dem reißerischen Titel “Kriegsdrohungen aus dem Hörsaal ” von András Szigetvari, vermitteln eine falsche Information über diese Veranstaltung, Glauben die Nahostberichterstatter Harrer und Szigetvari wirklich, dass Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel eine Veranstaltung unterstützen würde, die zum Krieg aufruft?

Die von Szigetvari (oder von denjenigen, die ihm darüber berichteten- er war ja nur am Abend des 3. Mai anwesend) als Kriegshetze diffamierte Veranstaltung war eine klare Warnung vor einem Szenario, zu dem es hoffentlich nicht kommen wird.

Mag. Dr. Ruth Contreras
Vorsitzende von Scholars for Peace in the Middle East Austria
Mitglied des Board of Directors von Scholars for Peace in the Middle East spme.org

Ruth Contreras: Stellungnahme zu Gudrun Harrers Bericht über die Iran-Konferenz in Wien

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