Jörg Rensmann: Krieg dem Terror

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KRIEG DEM TERROR DER HAMAS

Seitdem die israelische Regierung entschieden hat, den Luftschlägen gegen die Infrastruktur einer Terrororganisation, die aufgrund ihrer Vernichtungsideologie auch die eigene Bevölkerung zu opfern bereit ist, eine Bodenoffensive in den Gaza Streifen hinein folgen zu lassen, der es der vernichtungsantisemitisch motivierten Hamas unmöglich machen soll, weiterhin tödliche Raketen auf israelische Zivilisten abzuschießen, zielt der europäische Diskurs von reflektierteren Ausnahmen abgesehen darauf ab, so schnell wie möglich einen Waffenstillstand zwischen einer irregulären islamistischen Mörderbande und der israelischen Regierung zu vermitteln. Es scheint, als wollten die Europäer überwiegend eine islamistische Organisation wie die Hamas um jeden Preis als politischen Faktor und damit als potentiellen Verhandlungspartner im Nahen und Mittleren Osten erhalten – absichtsvoll ausgeblendet wird der Charakter einer Organisation, der es laut ihrer eigenen Charta dezidiert darum geht, Juden zu töten. Die Hamas droht damit, Juden überall auf der Welt zu töten. Es geht der Hamas nicht um rationale Fragen wie die Einrichtung und Verfassung eines palästinensischen Staates an der Seite Israels und den Aufbau einer Ökonomie, da ja in solcher Konsequenz die mit der Ideologie integrativ verknüpfte Elendsverwaltung des Gazastreifens abzulösen wäre, um stattdessen der eigenen Bevölkerung eine Perspektive ökonomischer Entwicklung und damit die Chance zur Individuation zu ermöglichen. Unter „pragmatisch“ im wahnhaften Kontext der Hamas ist dagegen demnächst die Einführung der Scharia als bindende Vorschrift im Gazastreifen zu verstehen; das heißt klar, den Alltag der Menschen qua Kodex zur Hölle zu machen und Abweichung davon rigide und je nach Vergehen bis zum Tode zu bestrafen.

Nahostexperten wie Michael Lüders und Volker Perthes oder Politiker wie der Sozialdemokrat Rolf Mützenich stilisieren Hamas erst zum gewichtigen politischen Faktor, um sie dann zu Partnern im politischen Prozess aufzuwerten. Sie blenden Charakter und Wesen einer Organisation aus, die aus Kindern Märtyrer des Wahns macht und die Kleinen schon in jungen Jahren antisemitisch indoktriniert. Diese feige und zynische Politik Europas um des lieben nicht zuletzt innenpolitischen Friedens willen – der islamische Antisemitismus im Innern der europäischen Staaten wird nicht oder kaum thematisiert, geschweige denn bekämpft, sondern über wissenschaftliche Einrichtungen verharmlost bzw. rationalisiert – wird nicht nur den Spielraum israelischer politischer Souveränität nach und nach eingrenzen, sondern liefert auch und gerade die Jüngsten im Gazastreifen einem barbarischen Regime aus, das gemessen an Termini wie individuell gedachter Freiheit, wie Subjektwerdung als Voraussetzung zur eigenen Urteilsfähigkeit oder wie sexuelle Selbstbestimmung ein Verrat an ebendiesen westlich-zivilisatorischen Begriffen ist.

In diesem Zusammenhang besonders interessant ist nach jüngsten Umfragewerten zitiert nach dem Korrespondenten der ARD in Tel Aviv, Richard C. Schneider, dass die Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung im Gaza-Streifen für ihre einst gewählte Führung gerade ausgerechnet im Augenblick der allein von Hamas verschuldeten israelischen Verteidigungsmaßnahmen nachgelassen hat, ja sich 60% der Bevölkerung Gazas gegen die aktuelle Hamas Strategie der Eskalation aussprachen.

Gerade daran wäre jetzt anzuknüpfen, anstatt Organisationen wie Hamas und Hisbollah zu gestatten, ausgerechnet Endstatusverhandlungen direkt oder indirekt mitbestimmen zu dürfen: dem Iran aber geht es um die Vernichtung Israels.

Welches Zugeständnis wird der Westen auf dem Verhandlungswege dem Islamismus machen? Was wird das quid pro quo sein?

Dass der israelische Krieg der Selbstverteidigung und nicht der Eroberung dient, ist mancherorts gesagt worden; bisher uneingeschränkte Unterstützung erfahren die Israelis allein vom verhassten amerikanischen Präsidenten. Man muss keiner Projektion auf das Militär aufsitzen, keine Allmachtsphantasien entwickeln, um zu erkennen, dass dieser Krieg wie der gegen den islamistischen Terror im umfassenderen Sinn, ein erkennbares und rationales Ziel hat: zunächst Eindämmung der vernichtungsantisemitischen und die Vernunft als Begriff überhaupt negierenden islamistischen Gewalt. Diese Gewalt ist irrational, insofern sie die Vernichtung um ihrer selbst willen zum Ziel hat, aber rational in ihrer Taktik: die iranische Bombe, die Europa anscheinend nicht zu verhindern gewillt ist, ist in greifbare Nähe gerückt.

Sie würde die Situation verändern, ohne dass die Mullahs sie sofort einsetzen müssten: Hamas und Hisbollah im Stellvertreterkrieg gegen Israel operierend unter atomarem Schutzschirm, die gemäßigten arabischen Staaten dem iranischen Druck wachsend ausgeliefert.

Während das politische Europa seinerseits die demokratischen und säkularen Oppositionellen im Iran täglich verrät, Hamas als Sprecher der Bevölkerung im Gazastreifen akzeptiert, anstatt sie politisch eindeutig zu isolieren und Lösungen zu favorisieren oder mindestens zu dulden, die es ermöglichen, Hamas überflüssig zu machen, ist Israel im Krieg gegen den Terror auch dort, wo es regional operiert. Es gehörte daher vom gesamten Westen unzweideutig unterstützt. Seine Soldaten, denen unsere Solidarität zu gelten hat, verteidigen das Recht der israelischen Bevölkerung, nach der von Deutschland exekutierten und von der Welt geduldeten Shoah in den gesicherten Grenzen des eigenen jüdischen Staates zu leben.

Zur Vorgeschichte des jetzigen Krieges gehört nämlich die Tatsache des kompletten israelischen Rückzugs aus dem Gazastreifen ein paar Jahre zuvor ebenso wie die Tatsache, dass die palästinensischen Rackets ihren Staat schon lange hätten haben können, um den es ihnen doch angeblich geht, wenn sie auf Gewalt gegen Israelis nur verzichtet bzw. überhaupt je den Teilungsplan akzeptiert hätten: die jüdische Einwanderung aber ist für eine sich antirassistisch dünkende Welt ein Problem, der die Barbarei keines ist.

Jörg Rensmann: Krieg dem Terror

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