Die dunkle Seite der Demokratie

Eine Rezension von Karl Pfeifer
  • 0

Michael Mann, der Autor des 861 Seiten umfassenden Buches erhebt den Anspruch eine „Theorie der ethnischen Säuberung“ vorgelegt zu haben. Seine These: „Mörderische ethnische Säuberungen entstehen innerhalb unserer Zivilisation, und die meisten Täter waren uns durchaus nicht unähnlich.“ Damit wird zwar nichts erklärt, jedoch dem heute so modischen „linken“ Kulturrelativismus Tür und Tor geöffnet, was natürlich vom Autor beabsichtigt ist. Seine Behauptung, die Shoah wäre „die dunkle Seite des sich demokratisierenden Nationalstaates“ gewesen, ist hanebüchen.

Mann postuliert: „Israel ist das wichtigste zeitgenössische Beispiel für die Eroberung eines Landes durch Siedler. Israelis haben ein halbes Jahrhundert lang die besiedelten Gebiete von einheimischen Arabern gesäubert, in besonders mörderischer Manier Ende der 1940er Jahre, und mit der jüdischen Landnahme der letzten Jahre wurde ähnlich vorgegangen.“

Diese stark verdrehte Version entspricht der gängigen antiisraelischen Propaganda, entbehrt jedoch jeglicher faktischen Grundlage.

Wenn die „Israelis“ womit er wahrscheinlich die jüdischen Palästinenser vor der Staatsgründung meint, wirklich die von ihnen besiedelten Gebiete von „einheimischen“ (von denen doch sehr viele erst durch den merklichen Kapitalzufluss in das arme Land während der dreißiger Jahre und den dadurch entstehenden höheren Lebensstandard aus den Nachbarländern angelockt wurden) Arabern gesäubert hätten, dann hätte der laut UNO Generalversammlungsbeschluss vom 29. November 1947 zu entstehende jüdische Staat keine solch knappe jüdische Mehrheit gehabt. Was die „besonders mörderische Manier“ Ende der 1940er Jahre anlangt, vergisst der promovierte Soziologe Mann, dass es die arabische Seite war, die den Juden 1949 mit Ausrottung gedroht hatte und einen Krieg mutwillig begonnen hatte. Die Juden Palästinas hatten die Wahl um ihr Leben zu kämpfen oder zu sterben. Was Mann „übersieht“ ist die Tatsache, dass Araber den Kampf gegen Juden begannen, weil es für sie unvorstellbar war, dass Dhimmi (Schutzbefohlene mit dem Status Menschen zweiter Klasse) über ihr eigenes Schicksal entscheiden dürfen.

Und hier sei wieder einmal an die Tatsache erinnert, dass in Israel 1948 150.000 Araber blieben und dass dank der „mörderischen Manier“ der Juden heute mehr als eine Million Araber Staatsbürger des demokratischen Staates Israel sind. Dass die Juden ausnahmslos aus den von Arabern verwalteten Gebieten Palästinas vertrieben worden sind, ist dem Spezialisten für ethnische Säuberungen keine Erwähnung wert.

Michael Mann: Die dunkle Seite der Demokratie / Eine Theorie der ethnischen Säuberung, Hamburger Edition 2007, € 40.-

Der Journalist und Autor Karl Pfeifer ist Mitglied von SPME Austria

Die dunkle Seite der Demokratie

Eine Rezension von Karl Pfeifer
  • 0