Clemens Heni: Antisemitismus in Amerika – YALE kills YIISA

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Die Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Antisemitism (YIISA), das 2006 gegründete erste universitäre Institut für Antisemitismusforschung in Nordamerika, wird geschlossen.

Das beschloss vor wenigen Tagen die YALE University, die einen eigentlich routinemäßigen Antrag auf Erneuerung des Institutsstatuts’ von YIISA nach 5 Jahren abschlägig beschied.

Schon vor der offiziellen Gründung gab es bei YIISA seit 2005 Veranstaltungen mit vielen bekannten Wissenschaftlern und Kritikern des neuen Antisemitismus und vor allem des arabischen und islamischen Antisemitismus. Ein Schwerpunkt ist die Analyse der iranischen Gefahr. Es wurden auch andere Aspekte des Antisemitismus wie die Geschichte des Holocaust, die Trivialisierung des Holocaust, Holocaustleugnung und weitere Formen von Antisemitismus angesprochen. Eingeladen wurden Wissenschaftler wie Paul Lawrence Rose, Deborah Lipstadt, Dina Porat, Michael Oren (mittlerweile Botschafter Israels in USA), Anne Bayefsky, Ruth Wisse, Richard Landes, Yossi Klein Halevi, Irvin Cotler, Gerald Steinberg, Jeffrey Herf, Hadassa Ben-Itto, Kenneth Marcus oder Michael Walzer wie auch Aktivisten und bekannte Persönlichkeiten wie der Präsident der Anti Defamation League (ADL), Abe Foxman.

Selbst umstrittene Forscher, die sicher nicht in Verdacht stehen, muslimischen Antisemitismus zu thematisieren oder zu kritisieren, wie Wolfgang Benz, Sheila Benhabib oder Martha Nussbaum bekamen ein Podium. Das Programm von YIISA war also vielfältig.

Weltweit bekannt wurde YIISA aufgrund seiner Kritik am gegenwärtigen Antisemitismus. Es ist in USA wie Europa sehr ungewöhnlich an Universitäten Kritik an anderen Forschern und zumal Kritik am Antisemitismus von Muslimen und Arabern oder auch Linken zu üben. Vor diesem Hintergrund zählen die Vorträge und (teils nur für Institutsangehörige und Freunde durchgeführte) Seminare mit Forschern wie Alan Dershowitz, Benny Morris und Robert S. Wistrich zu den herausragenden Aktivitäten von YIISA.

Natürlich beeindruckt Antizionisten und mehr oder weniger pro-islamistische Forscher und Bürokraten in Yale die Tatsache überhaupt nicht, dass auch drei weltbekannte moderate Muslime wie die lesbische Autorin Irshad Manji, der deutsche Politologe Bassam Tibi oder der aus Bangladesch kommende Shoaib Choudhury in YIISA vortrugen.

Insofern ist die Entscheidung von Yale, YIISA zu zerstören, auch eine Entscheidung und klare Positionierung gegen diejenigen Muslime, die sich für einen aufgeklärten Islam und ein Leben ohne Scharia, Terror und islamischen Antisemitismus einsetzen.

Schließlich gab es im August 2010 eine internationale YIISA-Konferenz mit über 100 Vorträgen. Alleine die Thematisierung des arabischen und muslimischen Antisemitismus und die klare Positionierung für einen jüdischen Staat Israel rief natürlich die Agitation von Terrorgruppen wie der PLO (aus New York City) und antisemitischen Bloggern und Autoren auf den Plan. Das bekamen auch die ohnehin nicht israelfreundlichen Verantwortlichen in Yale mit.

Kritik am Antisemitismus ist in USA nur dann möglich, wenn christlicher oder neonazistischer Judenhass gemeint sind, schreibt ABBY WISSE SCHACHTER in der New York Post am 6. Juni 2011 in einem wütenden Artikel über das Ende von YIISA. Sie schreibt:

„Yale University last week killed the Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Antisemitism – the only program of its kind in the country, an academically stellar one-stop anti-Semitism research shop. Worse, it almost certainly did so because YIISA refused to ignore the most virulent, genocidal and common form of Jew-hatred today: Muslim anti-Semitism.”

Wer den heute gefährlichsten Antisemitismus thematisiert wird zensiert, diffamiert, gemobbt und schließlich vom Campus gejagt: Kritik am muslimischen Antisemitismus ist Tabu an Universitäten in USA. Darin ähnelt die universitäre Landschaft Amerikas jener Europas. Auf die Heuchelei der ‚progressives‘, also der Linken oder Linksliberalen, der ‚Gutmenschen‘, wies Neil Kressel, Associate Professor bei YIISA, schon 1992 in einem Artikel hin.

Seinerzeit setzte er amerikanisches Gerede von Multikulturalismus und Antiuniversalismus mit der Liebe von Martin Heidegger für den antiliberalen Nationalsozialismus in eine Reihe. Wie Neil bereits damals analysierte, sind Linke oder Liberale natürlich gegen den KuKluxKlan (KKK) in den USA, gegen Rassismus und gegen Pro-Nazismus. Sobald es jedoch um Antisemitismus von Linken oder Menschen aus der Dritten Welt geht, wird abgewiegelt, verharmlost und toleriert, dass sich die Antisemiten vor Lachen biegen.

Entgegen dem antisemitischen Fantasieren über eine starke Israel-Lobby in USA, ist Antisemitismus in Amerika weit verbreitet.

William Prusoff musste erleben wie in den 1930er Jahren Nazis in New York City das Geschäft seines Vaters attackierten, auf der Straße mit Hakenkreuzen und Nazi-Uniformen marschierten und antisemitisch hetzten.

Bill floh als Teenager mit seiner Familie nach Florida. Später kehrte er in den Nordosten der USA zurück und wurde ein weltberühmter Pharmakologe. Er war einer der Initiatoren von YIISA, sein Leben lang war der Kampf gegen Antisemitismus für William Prusoff eine enorm wichtige Sache. Mit viel Humor und einem ernüchterten, gleichwohl immer optimistischen Blick auf das Leben, erzählte er mir und zwei Freunden in YALE aus seinem Leben. Im April 2011 starb William Prusoff im Alter von 90 Jahren. Er war in USA eine sehr bekannte Person, und in New Haven/Yale war sein Name ebenso mit YIISA verbunden. Die Kommissionsmitglieder der Yale University, die YIISA nun schließen möchten, präsentieren sich als typische Vertreter des amerikanischen Antizionismus und Pro-Islamismus, der an Universitäten herrscht.

Von Tony Judt, Norman Finkelstein, Noam Chomsky über Judith Butler, Daniel Boyarin, den Instituten für Middle Eastern Studies, Arabic und Islamic Studies, Area Studie (oder Gender Studies, Philosophy etc. etc.) bis hin zu Obamas Spezl Rashid Khalidi: Israelfeindschaft, Antizionismus, ein Verharmlosen oder Affirmieren des Islamismus sind common sense in Kreisen der selbst ernannten Progressiven, die doch in Wahrheit ein Echo des Reaktionärsten sind.

Die vom Frieden reden schweigen vom Krieg des Jihad gegen die freie Welt, Amerika, Israel und die Juden. Im Januar 2009 gab es in New Haven Demonstrationen von lokalen Muslimen und linken Extremisten, die vom „Holocaust in Gaza“ faselten. Dies schockierte die Yale University nicht, im Gegenteil: sie umarmen antisemitische Aktivisten, solange sie nicht offene Rechtsextremisten sind. Der amerikanische Antisemitismus kann natürlich auch von Christen ausgehen, nicht nur von erzkonservativen, auch und vor allem von ‚liberalen‘, welche ein offenes Ohr für ‚den anderen‘ haben, solange er kein Jude oder Zionist ist. Ich war undercover in einer solchen Kirche in downtown New Haven bei einem Vorbereitungstreffen für eine jener anti-Israel-Demos im Januar 2009.

Da trafen sich Trotzkisten, Maoisten, Marxisten, Islamisten, lokale Friedensaktivisten und Christen Arm in Arm Schawarma essend gegen den gemeinsamen Feind: die Zionisten! Christen, Islamisten und Linke vereint gegen Israel, das ist in Deutschland nicht anders, man denke nur an Margot Käßmann, den Evangelischen Kirchentag und das Beten für die Taliban.

Charles Small ist der Gründer der Yale Initiative for the Interdisciplinary Study of Antisemitism (YIISA).

Ohne seine unermüdliche Arbeit wäre YIISA nicht zu solchem Ruhm gelangt. Dabei musste er der Realität in Yale ins Auge sehen: Er war immer um einen moderaten, freundlichen, häufig eher zurückhaltenden Ton bemüht – er weiß welcher Ton den teils unfassbar arroganten sowie die Gefahr des Islamismus negierenden oder Antisemitismus („Israelkritik“) ganz offen umarmenden Akademikern der Ivy League gefällt.

Doch natürlich hat‘s nicht am Ton gelegen.

Das ist der Hintergrund vor dem das Ende von YIISA zu sehen ist. Antisemitismus in Amerika ist ein wichtiges Forschungsfeld. Durch diesen Beschluss der Yale University ist das Kapitel Antisemitismus in USA um ein großes Unterkapitel ‚reicher‘. Erst 2006 hat ein kanadischer Soziologe, Charles Small, YIISA gegründet.

Keine fünf Jahre später ist die universitäre Beschäftigung mit Antisemitismus in den USA (von einer kleinen Ausnahme in Bloomington, Indiana abgesehen) wieder zu Ende. Die Analyse und Kritik des islamischen Antisemitismus sind so wichtig wie nie zuvor.

Die Yale University zerstört mit YIISA die einzige Institution, die YALE zu einer weltweit relevanten Universität gemacht hatte, einer Einrichtung gegen Kulturrelativismus und für Universalismus.

Ab sofort ist Yale wieder so provinziell wie die Humboldt-Universität zu Berlin, wie Harvard, Columbia, die TU, die FU, die University of California in Los Angeles (UCLA) oder in Berkeley: ein Ort für Postkolonialismus, Area Studies, Postorientalismus, Kulturrelativismus, Antiuniversalismus, Islamismus („Multikulturalismus“, „Integration“, „Toleranz“), Antizionismus („Israelkritik“), Antiamerikanismus und das Verharmlosen von Judenhass (natürlich auf sprachlich galante Weise).

Die Idee, die hinter YIISA steht, lebt gleichwohl weiter: Das Problem sind antisemitische Wissenschaftler, nicht muslimische Gemüsehändler oder Schulabbrecher. YIISA hat eine ganze Generation von jungen Wissenschaftlern inspiriert, Kritik am Antisemitismus als zentrale Aufgabe zu sehen und nicht nur als Episode oder Stufe auf der Karriereleiter (was jedoch nicht für alle Fellows bei YIISA galt und gilt).

Die Idee, Kritik am antiisraelischen Wissenschaftsbetrieb gerade von innen, an den Universitäten selbst zu üben, ist der bleibende Verdienst von Charles Small. Bill Prusoff musste das Ende seines Traums eines Instituts für Antisemitismusforschung nicht mehr mit erleben. Auch seine Inspiration lebt weiter. Daran können ein paar Witzfiguren eines Committees der Yale University nichts ändern.

Provinzialität und reaktionäre, Kritik am muslimischen Antisemitismus diffamierende Aktivitäten wie dieser Beschluss von YALE stehen einem weltweit wachsenden Interesse an Universalismus und Anti-Islamismus und dem offensiven Eintreten für Israel (z.B. von den „British Muslims for Israel “) entgegen. Irgendwann wird das auch Yale kapieren.

http://clemensheni.wordpress.com/2011/06/08/antisemitismus-in-amerika-%e2%80%93-yale-kills-yiisa/

Clemens Heni: Antisemitismus in Amerika – YALE kills YIISA

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