Sehr geehrter Herr Dr. Rainer!

Etwas Widerwärtigeres als den Profilcover vom Montag, 10.09.2007 und die Titelstory

“Warum ist Israel so mächtig?” hätte sich die Profilredaktion – punktgenau zum bevorstehenden jüdischen Neujahr – wirklich nicht einfallen lassen können. Selbstverständlich wissen Sie als Medienprofi, dass man in unserer zeitrafferischen und oberflächlichen Infogesellschaft gewünschte Botschaften viel besser über Bilder transportiert, weil die Menschen in hohem Maße bereits die Fähigkeit verloren haben, durch Lesen langer Artikel auch deren Inhalte zu reflektieren. (Die zugehörigen Beiträge von Hoffmann-Ostenhof und Misik sind das ohnehin nicht wert, weil belanglos, keine neuen Erkenntnisse bringend, unengagiert recherchiert und somit alle Erwartungen “erfüllend”.)

Sie haben daher nicht die Ausrede, Titel- und Bildauswahl seien “zufällig” oder “unabsichtlich” passiert, sondern transportieren damit offensichtlich bewusst moderne Analogien zu längst überwunden geglaubten “Stürmer-Zeiten” und bedienen damit perfekt die Anliegen und Gefühle sämtlicher alt-neu-altrechter Gruppierungen wie auch den latent, aber in verlässlicher Breite vorhandenen Antisemitismus in jeder seiner Abstufungen und Erscheinungsformen.

Darüber hinaus verquicken Sie durch die Bildauswahl in völlig unzulässiger Weise das Judentum, repräsentiert durch Orthodoxe und rituelle Gegenstände, mit dem Staat Israel und Israel als politischem Faktor. Damit bedienen Sie auch den “neuen Antisemitismus” der alte Judenfeindlichkeit hinter Israelkritik versteckt.

Bleibt nur abzuwarten, wie lange es nach Ihrer publizistischten “Meisterleistung” dauern wird, bis durch diese grauenhafte Motivation “Wien Frankfurt wird” und auch bei uns “durch ihre Kleidung auffällige” Juden tätlich attakiert werden.

Es bleibt mir nur noch das berühmte Zitat anzufügen: “Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.”….

Ich erwarte mir die Veröffentlichung einer vollumfängliche Entschuldigung und darüber hinaus

endlich einmal einen ebenso reißerisch präsentierten Artikel über die weltweite “Öl-Lobby” – oder dürfen Sie das nicht, aus Rücksicht auf die ÖMV-Geschäfte mit dem Iran???

Mag. Eva Mühlhofer-Gurion

Historikerin

Vorstandsmitglied der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft

Vorstandsmitglied von Scholars for Peace in the Middle-East-Austria