Der Nahost-Krieg – Israels Botschafter Dan Ashbel im „Heute”-Interview

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Dan Ashbel (58) ist seit März 2005 Israels Botschafter in Wien APA

http://www.heute.at/news/politik/189268.php

Die Fakten zum Krieg Israels gegen die Hamas, sie erschüttern, sie berühren: 658 Palästinenser sind tot, allein 40 Menschen starben beim Beschuss einer UNO-Schule in Gaza. Und nun startet Israel „Phase III“ des Angriffs. Der Weg zu einem Frieden scheint weit. Dan Ashbel, Israels Botschafter in Wien, nimmt im Gespräch mit „Heute“-Chefredakteur Richard Schmitt zum aktuellen Konflikt Stellung. Und er erklärt, warum die EU-Vermittlung so nicht funktionieren kann.

Herr Botschafter, können Sie unseren Lesern Ihre persönliche Einschätzung zur aktuellen Nahost-Krise geben?
Dan Ashbel: „Der Staat Israel hat sich ein klares Ziel gesetzt: Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass 15 Prozent der Bevölkerung – immerhin eine Million Menschen – der Bedrohung durch Raketen der Hamas ausgesetzt sind. Wenn diese Bedrohung wegfällt, ist das Ziel der Operation erreicht.“

Die Zahl ziviler Opfer ist groß, Israels Politiker und Diplomaten stehen nun massiv unter Kritik – wie gehen Sie damit um?

„Manchmal wünsche ich mir einen besseren Informationsstand bei den Kritikern. Aber ich kann die kritische Haltung in Europa nachempfinden, wenn sich das Leid der Zivilbevölkerung so zeigt. Aber: Genau das will doch die Hamas. Sie benutzt doch die Zivilisten als menschliche Schutzschilder. Eine zutiefst zynische Ausnutzung der Zivilbevölkerung.“

In einem ORF-Interview (mit Moderator Armin Wolf in der ZiB2, Anm. der Redaktion) fiel es Ihnen aber doch nicht gerade leicht, sachlich zu bleiben.

„Trotzdem: Ich versuche immer, alles klar und sachlich darzustellen. Es freut sich doch niemand über den Krieg. Und die Empörung über den Beschuss der UNO-Schule in Gaza war nicht nur in den USA und in Europa groß, sondern auch in Israel.“

Kann die EU-Diplomatie einen Waffenstillstand und den Frieden bringen?

„Ein wichtiger Punkt ist dabei: Allen Politikern muss klar sein, dass eine Gleichstellung der Hamas mit dem Staat Israel bei Verhandlungen dieser Sache sicher nicht hilft. Die Isolation der Hamas ist ein Schlüssel zu einer Verhandlungsbasis mit den Palästinensern. Und Österreichs Bundespräsident hat doch erst kürzlich bei seinem Besuch in Ramallah gesehen: Wo eine Bereitschaft zu einer,Zwei-Staaten-Lösung‘ vorhanden ist, dort ist auch eine positive Entwicklung möglich.“

Muss nicht Israel mit dieser Offensive einen weiteren Zulauf bei der Hamas befürchten?

„Nein: Wir erhalten immer mehr E-Mails aus dem Gaza-Streifen von Palästinensern, die nicht mehr länger unter dem Terrorregime der Hamas leben wollen.“

Könnte Israel einem Blauhelm-Einsatz in der Krisenregion zustimmen?
„Für uns ist nur wichtig: Wie verhält sich die internationale Staatengemeinschaft gegenüber einer Terrororganisation? Aber es ist ein Frieden möglich: wenn die Hamas oder jede andere politische Führung in Palästina das Existenzrecht des Staates Israel anerkennt, wenn die Wiederbewaffnung der Hamas verhindert wird – und somit auch der Terror aufhört. Und drittens, wenn unser Soldat, der seit 900 Tagen von der Hamas gefangen gehalten wird, freikommt.“

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