Umstrittene Thesen: Historiker wehrt sich gegen Vorwürfe

  • 0

http://www.focus.de/wissen/campus/umstrittene-thesen-historiker-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe_aid_317421.html

Die Vereinigung der Sportwissenschaftler wirft dem Göttinger Professor Dr. Arnd Krüger Antisemitismus vor. Der 64-Jährige fühlt sich falsch verstanden.

In Zusammenhang mit einem Vortrag über das Olympia-Attentat wird Arnd Krüger Antisemitismus vorgeworfen

„Ich bin kein Antisemit und kein Rassist.” Entschieden weist Professor Dr. Arnd Krüger gegenüber FOCUS-CAMPUS die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Am 3. Juli befand die Deutsche Vereinigung für Sportgeschichte (dvs), dass Krüger bei ihrer Jahrestagung am 20. Juni antisemitische Positionen bezog.

Spekulation oder Fakten?

In einem Vortrag hatte der 64-Jährige behauptet, dass die Mitglieder der israelischen Mannschaft während der Olympischen Spiele 1972 mit den Anschlägen palästinensischer Terroristen gerechnet hätten (FOCUS-CAMPUS berichtete).

„Eine israelische Läuferin hat mir damals gesagt, dass sie und andere nicht mehr im Olympischen Dorf wohnten, weil es ihnen dort zu heiß sei”, sagt Krüger. „Leider habe ich die Leichtathletin Hana Shesifi aus den Augen verloren.” Er habe ihren Informationen vertraut und sich an ihre Bitte, mit niemandem darüber zu sprechen, gehalten. „Spekulativ und wissenschaftlich gehaltlos” nennt das dvs-Präsidium Krügers Aussagen.

„Auch die Kombination mit der Opfertheorie ist abwegig”, findet Frederik Borkenhagen, Pressesprecher der Vereinigung. Diese erwägt zurzeit, ein Verfahren zum Ausschluss Krügers einzuleiten. Der Sportwissenschaftler sagte im Gespräch mit FOCUS-CAMPUS, er sei damals selbst geschockt gewesen. Dennoch gelte sein Interesse der Frage, wo die anderen aus der Mannschaft waren, die beim Attentat nicht ums Leben kamen.

Den Vorwurf, er habe wissenschaftlich unsauber gearbeitet, weist er zurück: „Belege hat man erst am Ende eines Projektes.” Auch lasse er sich nicht vorschreiben, etwas thematisch auszuklammern: „Das mag politisch korrekt sein. Ob es dem Anspruch guter Wissenschaft genügt, sei dahingestellt.” Trotzdem zog Krüger bereits am vergangenen Donnerstag seine Aussagen weitgehend zurück. Mails an ihn mit dem Betreff „Nazi” und „Arschloch” oder die Aufforderung zum Eintritt in Neonazi-Chatrooms zeigten, dass da etwas schiefgelaufen sei, begründet der 64-Jährige diese Entscheidung.

Zukunft bleibt ungewiss

Ob Krüger Direktor seines Instituts bleibt, ist noch unklar. „Die Ombudskommission prüft, ob eine Verletzung guter wissenschaftlicher Praxis vorliegt”, so Presseleiterin Marietta Fuhrmann-Koch von der Uni Göttingen. Zwar habe sich das Präsidium vom politischen Gehalt der Thesen Krügers distanziert. Grundlage für einen Ausschluss ein Jahr vor dessen Emeritierung sei dies aber nicht.

Arnd Krüger befürchtet einen solchen nicht: „Mir ist wichtig, dass mein Fall von einem seriösen Gremium geprüft wird – und da bin ich mir bei der Uni Göttingen absolut sicher.”

Umstrittene Thesen: Historiker wehrt sich gegen Vorwürfe

  • 0