Antiisraelische Hetze als Aufklärungsarbeit

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Am 29. April luden die Plattform für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen und Mittleren Osten (u. a. Pax Christi, Werkstatt Frieden & Solidarität, Friedensinitiative der Stadt Linz) unter dem Titel Brandherd Nahost zum Vortrags- und Diskussionsabend mit der sog. Menschenrechtsaktivistin Felicia Langer im alten Rathaus in Linz ein.

Einmal mehr bot damit die Stadt Linz im Namen der sog. Friedensinitiative Linz Raum zur Zelebrierung des antiisraelischen Ressentiments. Die langatmigen und teilweise diffusen Ausführungen Langers waren nichts anders als eine Reproduktion der sattsam bekannten antizionistischen Mythen und Stereotype, wie sie bereits in früheren Veranstaltungen der Friedensinitiative Linz und Pax Christi in Linz vorgebracht wurden.[1]

Die Ereignisse rund um den israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 wurden einmal mehr unsachlich und ohne Nennung der historischen Umstände genannt. Kein Wort über den reaktionären und antisemitischen Charakter der arabischen Nationalbewegung, die während des II. Weltkrieges mit Nazideutschland kollaborierte und eine Mordkampagne gegen moderate Araber startete, welche einen Ausgleich mit der Jewish Agency suchten.[2] Die Ablehnung des UNO-Teilungsplanes durch die palästinensische Führung und die arabischen Staaten, der Angriff auf Israel durch Syrien, Libanon, dem Irak, Transjordanien und Ägypten einen Tag nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948, die Bombardierung Tel Avivs durch ägyptische Flugzeuge, die Belagerung von 100.000 Juden in Jerusalem durch arabische Truppen und Freischärler fanden keine Erwähnung.[3]

Von diesen zum Verständnis der Ereignisse 1948 unabdingbaren Fakten wurde in Langers Ausführungen systematisch abstrahiert, um das Bild eines gewalttätigen israelischen Staates zu zeichnen, der eine „rassistische Politik“ betreibe und aus kolonialistischen Motiven willkürlich Hunderttausende Palästinenser vertrieben hätte. Auch die gewaltsame Vertreibung von beinahe 1 Mio. orientalischer Juden aus den arabischen Staaten in den Jahren 1945-1970 wurde unterschlagen. Dies würde schließlich der konstruierten palästinensischen Opferrolle widersprechen.[4]

Vor diesem Hintergrund muss auch die israelische Politik in der Westbank, die im Übrigen nicht ohne Grund in der israelischen Gesellschaft Gegenstand heftiger Kontroversen ist, allein als bösartige Verschwörung zur Kolonisierung der Palästinenser erscheinen. 1988 gab es keinen Sicherheitsbarriere (Nur 5% dieser Barriere bestehen aus einer Mauer, der Rest besteht aus einem System von Zäunen und Sensoren. Die Mauer steht vor allem in dicht besiedelten Gebieten, um Schutz vor Scharfschützen zu gewähren. Auch diese Tatsachen wird in der antizionistischen Propaganda systematisch unterschlagen.). 38% der arbeitenden Bevölkerung in Westbank und Gaza arbeiteten zu diesem Zeitpunkt in Israel. Blutige Anschläge auf israelische Zivilisten mit Hunderten Toten erzwangen den Bau dieser Sicherheitsbarriere, welche bei Langer allein als Symbol einer israelischen „Apartheid“ präsentiert wird. Selbst wo Missstände in den besetzten Gebieten mehr oder weniger wahrheitsgetreu wiedergegeben werden, haftet ihnen notwendig der Ton der Manipulation an, da diese in das Propagandaszenario einer monströsen, blutdürstigen, israelischen Aggression eingewoben sind.

Die schwierigen politischen und territorialen Verhältnisse in der Westbank werden nicht als Produkt einer Eskalation erkannt, für die auch die fanatische Politik der palästinensischen Nationalbewegung und der arabischen Nachbarstaaten maßgeblich verantwortlich ist, sondern instrumentalisiert, um das Bild eines quasi-faschistischen israelischen Regimes zu beschwören. Dass objektive Leiden von Teilen der palästinensischen Bevölkerung dient allein als Munition zur antiisraelischen Hetze, dessen wahren Ursachen steht man gleichgültig gegenüber. Diese Friedenssehnsucht kann darum deutsch genannt werden, weil sie einen moralischen Idealismus bezeichnet, der in rebellischer Pose allein der Reproduktion des bestehenden Elends dient.

Die vorgebrachten Argumente sind ein Sammelsurium von Halbwahrheiten, Propagandalügen und vorsätzlichen groben Vereinfachungen. Langer spricht lapidar von „ethnischen Säuberungen“, einer menschenverachtenden „Apartheid“, ohne zu hinterfragen, warum nach einer angeblich jahrzehntelangen systematischen „rassistischen Politik“ heute beinahe 4 Mio. Palästinenser in den besetzten Gebieten leben, arabisch offiziell in Israel die zweite Amtssprache ist, 1,4 Mio. Araber die israelische Staatsbürgerschaft besitzen und heute u. a. Bürgermeister, Botschafter und Knesset-Abgeordnete (2001 und 2007 auch Minister in der israelischen Regierung) stellen. Damit ist nicht gesagt, dass es keine ernstzunehmenden Konflikte zwischen jüdischen und arabischen Israelis und Palästinensern gäbe. Doch angesichts dieser Fakten Israel zu einem rassistischen Regime zu stilisieren, entbehrt jeder Seriosität.

Offensichtlich wurde die Absurdität dieser, nach den Worten Langers, „Aufklärungsarbeit“ in den abschließenden Äußerungen der Referentin, als kurzerhand dem antisemitischen und totalitären Regime im Iran, dass seit Jahrzehnten im Nahen Osten eine beispiellose terroristische und kriegerische Destabilisierungspolitik betreibt, echte Friedensbereitschaft attestiert wurde: „Ahmadinedschad will Frieden“. Man empörte sich über israelische, rassistische Graffiti, ohne einen Gedanken an die systematische antisemitische Hetze in arabisch/islamischen Massenmedien zu verschwenden. Die Hamas sei kompromissbereit, Israel dagegen „friedensresistent“. Der Terror der Hamas sei „Gegengewalt“, Israels Angriffe seien jedoch vorsätzlich (!) gegen die palästinensische Zivilbevölkerung gerichtet. Wie ein Mantra wurde, verpackt im Jargon unschuldiger Friedensliebe, die frohe Botschaft Langers immer wieder dem Publikum eingebläut: Israel ist der alleinige Schuldige und Aggressor.

Die Dämonisierung Israels ist letztlich Produkt eines sekundären Antisemitismus. Die Botschaft lautet: Die Juden sind die Nazis von heute. Felicia Langer war sichtlich bemüht, sich vom objektiven Inhalt ihrer eigenen Ausführungen zu distanzieren und sprach sich explizit gegen die antisemitische Gleichsetzung Israels mit den Nazis aus, um sich dafür in Andeutungen zu ergehen. Zu einem Bild eines israelischen Soldaten, der angeblich einen Palästinenser zum Geige spielen nötigte, hieß es bspw.: „Das erinnert uns an etwas“. Das Publikum hat diesen und andere Hinweise sicher verstanden.

Die Kritik des offenen und impliziten Antisemitismus dieser Form der Palästinasolidarität wurde von Langer als „substanzlose Anschuldigunge[n]“ und „Missbrauch des Holocaust“ abgetan. Die Israelitische Kultusgemeinde Wien, welche aus guten Gründen sich kritisch gegen Langer geäußert hatte, wurde als „Zweitniederlassung der israelischen Botschaft“ bezeichnet.[5] Die Israelsolidarität, welche sich explizit als Kritik des Antisemitismus versteht, als Produkt der „mächtigste[n] Lobby auf der Welt“ diffamiert.

Die Friedensinitiative der Stadt Linz und die antizionistische Linzer Zivilgesellschaft haben jedenfalls ihre Aufklärungsresistenz hinreichend unter Beweis gestellt. Trotz wiederholter Kritik an dieser Farce [6] wird Antizionismus offensichtlich als offizieller Beitrag der Kulturhauptstadt zum Frieden in Nahen Osten verstanden. Hier wird keine „Aufklärungsarbeit“ geleistet, sondern tatsächlich Desinformation betrieben und de facto die Kriegspropaganda antisemitischer, totalitärer Organisationen und Staaten wie Hamas und Iran in Eigeninitiative reproduziert.


[1] NGO-Monitor über Pax Christi: „Pax Christi International and its UK branch place disproportionate emphasis on the Palestinian-Israeli conflict. The organizations’ activities are aimed at isolating Israel internationally and employ the rhetoric of international law and human rights to delegitimize the State of Israel. Such activities are incongruous with the organizations’ mission to »promote reconciliation and peace« and the »defense of universal human rights.«” Pax Christi Aiding Peace?: http://www.ngo-monitor.org/article.php?id=1379

[2] Bspw. Sami Taha, führender Funktionär der Palestine Workers Society, gegen den Anhänger des Nazi-Kriegsverbrechers Amin al-Husseini eine Hetzkampagne starteten, weil er eine moderate Linie gegen die Juden in Palästina vertrat. Taha wurde im September 1947 in Haifa ermordet. Im November 1947 wurde Fawzi Darwish Husseini, ein Cousin Amin al-Husseinis, der mit der Jewish Agency über einen binationalen Staat verhandelte, von Muftianhängern ermordet.

[3] Weitere Informationen finden sich im online-Archiv von haGalil.com: 60 Jahre Israel: http://israel.hagalil.com/2008-60/index.htm

[4] Becker Avi: Das vergessene Narrativ: Jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern: http://www.david.juden.at/kulturzeitschrift/70-75/74-becker.htm ; 2005 erschien zu diesem Thema die sehenswerte Dokumentation Forgotten Refugees: http://www.theforgottenrefugees.com/

[5] Siehe auch: Karl Pfeifer: Felicia Langer gibt Mölleman recht: http://www.judentum.net/europa/langer.htm

[6] Friends of Israel: Gegen den pazifistischen Reflex: http://www.keepandshare.com/doc/view.php?id=859095&da=y ; Friends of Israel: Antiisraelische Hetze als fromme Friedenserziehung: http://www.keepandshare.com/doc/view.php?&id=785173&dn=y ; Weissengruber, Bettina: Instrumentalisiert Israel die Shoa?: http://www.keepandshare.com/doc/view.php?id=887666&da=y ; Weidner, Peter: Disteln am Pöstlingberg: https://spme.org/cgi-bin/articles.cgi?ID=3608

Antiisraelische Hetze als Aufklärungsarbeit

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