Anders als seine Vorgänger: Israels neuer Botschafter in Deutschland

Yoram Ben-Zeev tritt Posten in Berlin an
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Berlin
– Selbst einige Stunden nach seinem Besuch von “Gleis 17” in Berlin-Wilmersdorf fehlten Yoram Ben-Zeev noch die Worte, weshalb er sich lieber nicht auf sein noch etwas unsicheres Deutsch verlassen möchte. Israels neuer Botschafter war am Mittwoch, gleich nachdem er Bundespräsident Köhler sein Beglaubigungsschreiben übergeben hatte, zu jenem Ort gegangen, von dem Berlins Juden während der Nazizeit in Konzentrationslager abtransportiert wurden. Dort war ein weinender Holocaust-Überlebender auf ihn zugekommen, den Ben-Zeev zu trösten versuchte. “Ich war sehr bewegt”, sagte Ben-Zeev später bei seiner ersten offiziellen Pressekonferenz, “und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich habe dann gedacht, dass die Geschichte vielleicht anders verlaufen wäre, wenn es den Staat Israel damals schon gegeben hätte.”
Vor seinem offiziellen Amtsantritt hat Ben-Zeev in Hamburg Deutsch gelernt. Die Beherrschung der neuen Sprache dürfte ihm nicht allzu schwer fallen, hat er doch zuvor schon das Arabische und das Chinesische gemeistert. Ben-Zeev ist jedenfalls ein Profi: Wie sein Vorgänger Schimon Stein ist der 63-Jährige kein Quereinsteiger, sondern hat eine lange Karriere in Israels Außenministerium hinter sich, wo er seit 1999 als Vizedirektor des Amtes die wichtige Nordamerika-Abteilung leitete.
Energiegeladen und sportlich kommt Ben-Zeev daher. Mit seinem markanten, kahl geschorenen Kopf und dem gewinnenden, manchmal fast spitzbübischen Lächeln fällt der neue Botschafter auf. Und er verkörpert auch eine kulturelle Wende in den deutsch-israelischen Beziehungen. Die insgesamt sechs Vorgänger Ben-Zeevs hatten durch ihre Familiengeschichten einen engen, oft auch traumatischen Bezug zu Deutschland oder Europa. Anders Ben-Zeev: “Ich bin in siebter Generation Sabra”, also im Heiligen Land geboren, sagt er, “Israel ist also keine neue, sondern eine alte Heimat für mich.” Das heißt nicht, dass ihm die deutsche Kultur fremd wäre. “Ich habe in den 70ern an der Universität in Jerusalem studiert, und die meisten meiner Lehrer hatten einen deutschen Hintergrund”, sagt Ben-Zeev. “Zur damaligen Zeit war das israelische Universitätsleben stark von der deutschen akademischen Kultur beeinflusst.” Seit drei Wochen ist Ben-Zeev in Berlin, zusammen mit seiner Frau Iris, die mit in die deutsche Hauptstadt gezogen ist, während ihre drei Kinder in Israel bleiben. Während dieser Zeit haben die beiden schon das kulturelle Leben in der Stadt genossen, die Ben-Zeev als “kulturelles Gravitationszentrum Europas” bezeichnet.
Was seine politischen Schwerpunkte anbelangt, gibt sich der Botschafter noch zurückhaltend. Mit dem Bundespräsidenten habe er über das Problem von Rassismus und Antisemitismus gesprochen, und er sei der Meinung, dass die Bekämpfung dieser Phänomene auch Aufgabe jedes einzelnen Bürgers sei. Ben-Zeev wünscht sich, dass Deutschland noch mehr Engagement im Nahost-Konflikt zeigt und hilft, die palästinensische Wirtschaft im Westjordanland aufzubauen. Vor allem aber, sagt Ben-Zeev, “bete ich zu Gott, dass er mir die Sensibilität verleiht, mich in der komplexen Realität zwischen Deutschland und Israel zu bewegen”.

Anders als seine Vorgänger: Israels neuer Botschafter in Deutschland

Yoram Ben-Zeev tritt Posten in Berlin an
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