Paul Bogdanor: Juden, die den jüdischen Staat hassen

Übersetzt und redigiert von Karl Pfeifer
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„Wenn sie [die Juden] sich in Israel sammeln, dann wird es uns den Ärger ersparen, sie in der ganzen Welt zu suchen“

Scheich Hassan Nasrallah, Hizballah Chef

„Ich sage das ohne Angst: diejenigen die an Freiheit und Würde glauben, wir alle sind jetzt Hizballah“

– Norman Finkelstein, jüdischer Antizionist

Dass irgendein Mensch seine Unterstützung ausspricht für eine Bewegung, deren Ziel es ist, alle Juden der Welt zu vernichten, muss für den normalen Betrachter schockierend sein. Dass ein Jude diese Position vertritt, verblüfft noch mehr.

Doch Norman Finkelstein, Universitätsprofessor und Bestseller-Autor, ist nicht der einzige der einer solchen Bewegung die Treue hält. Noam Chomsky, sein Mentor hat öffentlich Scheich Nassrallah umarmt. Tatsächlich war Chomsky mit anderen Juden Unterzeichner eines offenen Briefes, der während des jüngsten Krieges [2006] dem „Widerstand“ im Libanon und Palästina – meinend Hizballah und Hamas – „Solidarität und Unterstützung“ offerierte.

Und diese Gelöbnisse der Loyalität an fanatische Völkermordbefürworter ist unter Juden, die sich durch ihren Hass gegen Israel auszeichnen, alltäglich.

Wie ist es irgendeinem Juden möglich, diejenigen zu unterstützen die andere Juden vernichten wollen?

Das ist eine Frage die Edward Alexander und mich interessierte als wir unser Buch schrieben:

Die jüdische Trennung von Israel
Cynthia Ozick, Alvin Rosenfeld, Menachem Kellner, Jacob Neusner und Efraim Karsh – die einen Beitrag geliefert haben, kennen die tragische Geschichte des jüdischen Antisemitismus. Wir wissen zum Beispiel, dass Martin Luthers Programm die Juden zu terrorisieren von einem jüdischen Konvertiten, von Johannes Pfefferkorn stammt und dass der Mythos der jüdischen Weltverschwörung welcher in den Protokollen der Weisen Zions kulminierte von Jacob Brafmann einem russisch-jüdischen Autor fleißig beworben wurde.

Heute, wie in der Vergangenheit umfasst das Benehmen von Juden, die ihr eigenes Volk verachten, ein weites Spektrum der politischen Verdorbenheit. Es gibt antizionistische Juden, die mit ihrer bösartigen Verleumdung Israels hausieren gehen. Es gibt antizionistischen Juden die den jüdischen Staat mit Nazideutschland vergleichen und es gibt antizionistische Juden, die die PLO, Hamas und die Hizballah unterstützen.

Es gibt antizionistische Juden die mit Antisemiten und Holocaustleugnern zusammenarbeiten. Es gibt antizionistische Juden die Selbstmordattentate verteidigen, antizionistische Juden die die Vernichtung Israels unterstützen und – unglaublich – es gibt sogar antizionistische Juden, die Maßnahmen gegen andere Juden befürworten, die glaubwürdig als völkermordend beschrieben werden.

Es wäre verführerisch diese Ansichten als marginal abzutun. Doch nicht alle unsere Zielpersonen identifizieren sich mit der radikalen Linken. Die liberale jüdische „Kritik“ des Zionismus wird vom namhaften Historiker Tony Judt veranschaulicht. Laut dem nun notorischen Ausbruch von Professor Judt im New York Review of Books, ist Israels herrschende Elite „faschistisch“, weil sie einmal überlegte den terroristischen Mörder Yasser Arafat zu beseitigen, und weil der Sicherheitszaun (der den Eintritt von Terroristen in ein freies Land verhindern soll) verglichen werden kann mit der Berliner Mauer (welche die Flucht von nicht bewaffneten Zivilisten aus einer kommunistischen Diktatur verhindern sollte).

Schlimmer noch, Judt behauptet, die ruchlosen Zionisten haben Amerika überzeugt den Nahen Osten einzig zugunsten Israels zu destabilisieren, so die bisher treuen Alliierten in Syrien und Iran „entfremdend“.

So stark ist der jüdische Würgegriff der öffentlichen Meinung, sagt Judt, dass die Amerikaner

jedermann der dies ausspricht „kritisch zurechtweisen“ und schamlos Andersdenkende des Antisemitismus beschuldigen. Glücklicherweise für Tony Judt, war die internationale zionistische Verschwörung nicht in der Lage die Publikation seiner gedankenreichen Darlegung der Rolle der israelischen „Faschisten“ die Amerika in den Krieg gegen den ganzen Nahen Osten getrieben haben, um eine hebräischsprechende Version des kommunistischen Ostdeutschland zu verteidigen.

Vielleicht der am meisten entlarvendste Teil von Judts Essay war seine Begründung zur Abschaffung des freiesten Staats im Nahen Osten. „Heute“, schrieb er, „fühlen sich

nichtisraelische Juden wieder einmal verletzbar für etwas was sie nicht getan haben,“ und so muss Israel verschwinden.

So wird die Legitimität des jüdischen Staates vom Verhalten der Antisemiten bestimmt: „Israel heute ist schlecht für Juden.“ Kritiker haben sofort darauf hingewiesen, dass die Abschaffung des jüdischen Staates mit seiner Armee auch „schlecht für Juden“ sein könnte, insofern, als es das Leben von einigen Millionen Israelis gefährden könnte. Auf diesen eher wichtigen Widerspruch reagierte Judt mit zwei Wörtern „Dinge ändern [sich]“ (“Things change”)

Wie dieses Beispiel zeigt, ist die intellektuelle Unehrlichkeit eine der hervorstechendsten Eigenschaften der heutigen Antizionisten – insbesondere der Akademiker unter ihnen.

Die britische Professorin Jacqueline Rose, die in ihrem Buch erklärt, weshalb Israel ausgelöscht werden sollte, legte sich die Behauptung zurecht, dass Herzl und Hitler von der gleichen Aufführung von Wagners Musik in Paris inspiriert wurden. [Hitler war zum ersten und letzten mal 1940 nach der Eroberung der Stadt durch die Wehrmacht in Paris und Herzl starb bekanntlich 1904 K.P.]
Ilan Pappe, ein kommunistischer Lehrbeauftragter an der Universität Haifa [der 2007 nach Großbritannien übersiedelte und an der Universität Exeter lehrt K.P.] schreibt gelehrte Essays, die ein fiktives israelisches Massaker im Dorf Tantura dokumentieren. Norman Finkelstein wärmt die alte sowjetische Fälschung auf, dass Israel vor dem Sechstagekrieg entschlossen war Syrien zu besetzen.

In diesem und zahllosen anderen Fällen werden Antizionisten zu Schülern des kanadischen Philosophen Michael Neumann, dem Autor von The Case Against Israel, der offenherzig eine neonazi Website informierte, dass er „nicht an Wahrheit, Gerechtigkeit und Verständnis interessiert“ ist, wenn diese nicht der palästinensischen Sache dienen.

Verachtung für die Wahrheit charakterisiert ein anderes wohlbekanntes antizionistisches Stereotyp, den Glauben, dass Israel die Reinkarnation des „Dritten Reiches“ sei.

Seit dem der israelische Wissenschaftler Yeshayahu Leibowitz sein Land als „judeo-nazi“ gebrandmarkt hat, ist die Gleichstellung der Opfer mit den Tätern des Holocausts zu einem bösartigen Stehsatz in Meinungsartikeln, Karikaturen und antisemitischen Websites geworden. Der Grund für die Beliebtheit dieses Stehsatzes – und für die Popularität der entfremdeten Juden, die diesen vertreten – ist klar für jedermann, der sich selbst überzeugt, dass die Schrecken des Nazismus wiedergeboren wurden in den Opfern und man so das Schicksal der toten Juden benützen kann, um den Hass gegen lebende Juden zu rechtfertigen. So kann Noam Chomsky den Selbstverteidigungskrieg Israels mit „Hitlers Aktion um den tschechischen Dolch der auf das Herz Deutschlands gerichtet ist“ zu vergleichen, denn „Hitlers Konzepte haben eine einverständliche Antwort gefunden in zionistischen Kommentaren.“

Und so kann Norman Finkelstein bekennen, dass jüdische Unterstützer Israels schlimmer sind als die Täter des Holocausts: „Die Deutschen“, schreibt er „konnten um ihre Haltung zu beschönigen, sich auf die Strenge der Strafen für diejenigen berufen, die sich gegen die Staatsverbrechen wandten. Welche Entschuldigungen haben wir?“

Vielleicht möchte er mit dem verstorbenen Israel Shahak wetteifern – dessen Vorträge – die der Welt „die naziähnlichen Tendenzen im Judentum“ enthüllten, jahrelang zum Inventar der PLO gehörten. Aber sogar diese würdigen Personen finden es hart den in London wohnenden Gilad Atzmon zu übertreffen, der erst unlängst seine Einsicht publizierte: „Hitler als den übelsten Bösen zu betrachten, ist sich dem Ziozentrischen Diskurs zu ergeben… [Israels] vulgäre biblische Barbarei grenzend an Kannibalismus… ist unvergleichliche Schlechtigkeit.“ Atzmon wird äußerst beworben von radikalen Linken auf beiden Seiten des Atlantik.

Obwohl sie keine Gelegenheit auslassen Juden mit Nazis zu vergleichen, helfen Antizionisten gerne den jetzt lebenden Nazis. Es gab einen infamen Alfred Lilienthal, der darauf bestand, dass das Tagebuch der Anne Frank eine Fälschung sei, dann wurde der Stab an Noam Chomsky weitergereicht, der explizit Holocaustleugner lobte und ihnen erlaubte seine Bücher und Essays zu publizieren. Er arbeitete mit an ihren Propagandakampagnen und verteidigte seine Stellungnahme mit der unvergesslichen Bemerkung, dass er „keine antisemitischen Implikationen in der Leugnung von Gaskammern“ sehe.

Heutzutage finden engagierte Neonazi antizionistische Juden, die sich überbieten um ihnen zu helfen. Paul Eisen von der PLO Frontorganisation Deir Yassin Remembered, hat offen Ernst Zündel verteidigt, der wegen seiner neonazistischen Aktivitäten in Deutschland rechtskräftig verurteilt wurde. Neve Gordon, der israelische Lehrbeauftragte, der seinen Kritiker Steven Plaut klagte in einem unübersehbaren Versuch diesen zu Schweigen bringen, hat nicht die Rechtsanwälte angewiesen seine eigenen Artikel von Zündels Website zu entfernen. Und der antizionistische Journalist Shraga Elam nahm sich die Mühe und schrieb David Irving, um mit ihm den Glauben zu teilen, dass “Hitler was no part of the project Auschwitz.”

Man braucht nicht die Weisheit Salomons um in den erwähnten Individuen einen gewissen Mangel von Nächstenliebe was Juden betrifft zu sehen. Trotzdem ist die steile Virulenz ihrer Meinungen über andere Juden überraschend.

Noam Chomsky sagt in vollen Sälen, dass „Juden in den USA der am meisten privilegierte und einflussreiche Teil der Bevölkerung“ seien und fügt hinzu, „privilegierte Leute wollen sicher gehen, dass sie totale Kontrolle haben und nicht nur 98% kontrollieren“.

In Michael Lerners Zeitschrift Tikkun, die sich als der authentische Wächter des jüdischen Gewissens bewirbt, lesen wir von jüdischen „Verschwörern“, die Amerika führen im „jüdischen Interesse“.

Und sogar das geht nicht weit genug für Norman Finkelstein, der die Holocaust Entschädigungsprogramme beschuldigt, verantwortlich dafür zu sein, dass „Jüdische Führer sich benehmen wie direkte Karikaturen aus den Seiten von Der Stürmer.“ Ist es überraschend, dass Finkelsteins Bücher und Essays auf neonazistischen Websites im ganzen Internet verbreitet werden und diese ihn als „jüdischen David Irving“ feiern?

Von der Kollaboration mit Antisemiten und Propagierung des Antisemitismus ist es nur ein kurzer Schritt, um den Mord an Juden zu verklären. Viele Antizionisten sind glücklich diesen Schritt zu gehen. Für Jacqueline Rose ist ein Selbstmordattentat „ein Akt der leidenschaftlichen Identifikation“, das eine „unerträgliche geteilte Intimität in ihren letzten Momenten zwischen dem Selbstmordattentäter und seine Opfer“ mit sich bringt. Sicher, in der Londoner Aula sagt uns Rose nicht welche „Intimität“ bestärkt wäre, wenn die Jihadisten erfolgreich wären in ihren periodischen Versuchen einen israelischen Wolkenkratzer zu sprengen.

Ein anderer linker britischer Jude, Mark Elf, zieht eine subtile Unterscheidung: „Sich von einer arabischen Präsenz zu befreien heißt ethnische Säuberung. Sich von der zionistischen Präsenz zu befreien bedeutet sich zu befreien, von denjenigen, die ethnische Säuberung begehen.“ Seine Genossen übersetzen diese Prinzipien in Aktion. Jüdische Mitglieder des International Solidarity Movement (ISM) fahren nach Israel um den „bewaffneten Kampf“ für die „Befreiung Palästinas“ einen Kampf dessen Realität man in den brennenden Körpern und abgetrennten Gliedern ihrer zur gleichen Religion Gehörenden merkt, zu fördern.

Gelegentlich provoziert die Lust nach Blut der jüdischen Israel-Hasser Unbehagen: Als Gilad Atzmon suggerierte, dass das Abfackeln von Synagogen „ein rationaler Akt“ ist, verursachte er das Hochziehen von Augenbrauen. Doch die Wirkung ist nur kurzfristig. Ich erinnere mich nicht an eine besondere Aufregung als der prominente israelische Philosoph Adi Ophir eine Bombardierung seiner Mitbürger durch die NATO erwog.

Es muss mit der nötigen Vorsicht angemerkt werden, dass einige Antizionisten genozidale Absichten gegenüber andere Juden haben. Vor Jahrzehnten hat Arie Bober, ein Führer der israelischen linksradikalen Mazpen Gruppe, sich gebrüstet mit seiner Unterstützung für eine „arabische Revolution“, die entweder die jüdischen Arbeiter vom Zionismus separieren oder drei Millionen Israelis in „einem anderen Holocaust“ massakrieren würde.

Heute können wir ähnliche Ideen in den Schriften von Norman Finkelstein finden, der die Vernichtung der japanischen Städte während des Zweiten Weltkriegs als eine Präzedenz sieht für das israelische Volk, das „verantwortlich ist für die Verbrechen des israelischen Staats.“

Im Gespräch mit einer neonazi Website war Michael Neumann gleichfalls unverblümt: „Wenn eine wirkungsvolle Strategie [um Israel zu bekämpfen] bedeutet, dass einige Wahrheiten über Juden nicht veröffentlicht werden, dann kümmert mich das nicht. Wenn eine wirkungsvolle Strategie bedeutet einen vernünftigen Antisemitismus oder vernünftige Feindschaft gegen Juden, dann kümmert mich das auch nicht. Wenn es beinhaltet einen boshaften rassistischen Antisemitismus, oder die Vernichtung des Staates Israel, das kümmert mich noch immer nicht.“

Erinnern wir uns, dass dies nicht das irre Gerede von betrunkenen Skinheads oder jihadistische Prediger in Saudi-Arabien ist, sondern von besoldeten Professoren die an amerikanischen Universitäten lehren.

Manchmal sind die mörderischen Impulse von jüdischen Radikalen ganz unabhängig von arabisch-israelischen Konflikt. Laut Israel Shahak, waren sogar die Chmielnicki Massaker in Osteuropa vor Hunderten von Jahren zu rechtfertigen, denn es ist doch fair, dass „ein versklavter Bauer in ein rassistisches Monster verwandelt wird, wenn Juden von seinem Status der Sklaverei und Ausbeutung profitieren“?

Und wenn diese Ergüsse die Produkte von geistesgestörten Denkweisen scheinen, vergessen wir nicht, dass sogar der makellose liberale Tony Judt eine ziemliche Gleichgültigkeit zeigt für die praktischen Konsequenzen seiner Vorschläge für das israelische Volk. Für Professor Judt und für andere Befürworter der „Einstaat-Lösung“ ist es perfekt annehmbar Millionen von Juden hilflos zu lassen vor den Armeen und Selbstmordattentätern des Nahen Ostens. („Things change“), nur so lange bis die Fakultätsdiners und die Cocktailstunden nicht von den letzten Kontroversen über israelische Militärtaktik verdorben werden.

Das sind die Ideen, die wir an das Licht des Tages bringen in The Jewish Divide Over Israel.

Die Beiträge unseres Buches reichen von linken Befürwortern von Peace Now bis zu rechten Befürwortern eines Friedens durch Stärke – alle vereint ein Prinzip: das die jüdische Heimat nicht verdient ein provisorisches Land zu sein, dessen „Recht auf Existenz“ das Thema einer legitimen Diskussion wird, dass das jüdische Volk nicht verdient eine Paria Nation zu sein deren Überleben von der Anerkennung der Antisemiten abhängt.

In dem wir die Israelhasser in unserer Mitte zurückweisen, bestärken wir nicht nur unsere Solidarität mit den bekämpften israelischen Juden, sondern auch unseren grundlegenden Selbstrespekt.

http://www.paulbogdanor.com/jewishstate.html

Paul Bogdanor: Juden, die den jüdischen Staat hassen

Übersetzt und redigiert von Karl Pfeifer
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